Neue Listeneinträge präsentiert

"Stille Nacht" ist UNESCO-Kulturerbe

Am Dienstag, 22. März 2011 wurden von der UNESCO die Neuzugänge auf der Liste für "Immaterielles Kulturerbe in Österreich" präsentiert. 15 Traditionen, Handwerkstechniken, Rituale und Brauchtümer wurden zusätzlich zu den bisher 18 Gelisteten aufgenommen - darunter das Lied "Stille Nacht" und die Sprache der Burgenland-Roma.

Mittagsjournal, 22.03.2011

Rapid-Viertelstunde abgelehnt

Die Schlechte Nachricht für alle Fußballfans gleich vorweg: Der ebenso skurril anmutende wie aber sehr wohl ernst zu nehmende Vorschlag, die Rapid-Viertelstunde, jenes bis ins Jahr 1919 zurückgehende Einklatschen der Grünen in den letzten 15 Minuten eines Matches, wurde vorerst nicht in die Liste aufgenommen. Wohl aber, viele ahnten es bereits, das Lied "Stille Nacht".

Neben Handwerkstechniken wie der Pecherei oder regionalen Kulturtraditionen wie dem Ebenseer Fetzenzug ist es das Roman, also jene Varietät des sonst üblichen Romani, als Spezifikum der Burgenland-Roma, dem ein Schwerpunkt bei der heutigen Präsentation der Neuaufnahmen gewidmet war. Sicher auch ein politisches Signal, jene urösterreichische Kulturform auch als solche auszuzeichnen - weit über die Stärkung des Selbstbewusstseins der betroffenen Roma hinausgehend.

Kulturelle Insel in Österreich

"Gerade bei der Roma-Kultur gibt es ja ein politisches Problem rundherum", betont Eva Novotny, die Präsidentin der österreichischen UNESCO-Kommission. "Und wenn wir auf diesem Weg einen kleinen Beitrag dazu leisten können, dass man sich dieses Problems bewusst wird, dass man neugierig ist auf diese Kultur, die als kulturelle Insel in unserem Land existiert, und dass man sich dafür engagiert und dafür auch aktiv interessiert - dann hat das schon den gewünschten Effekt erzielt.

Dass sich die bis vor Kurzem ausschließlich mündlich von Generation zu Generation weitergegebene Sprache der Burgenland-Roma von jener aller anderen Roma so sehr unterscheidet ist wohl nur wenigen bewusst. Doch es sind die Einflüsse aus dem Kroatischen und dem Deutschen, vor allem aber aus dem Ungarischen, die das Roman hier so besonders machen. Den Burgenland-Roma Charly Gärtner-Horvath vom Verein Roma Service freut die Auszeichnung besonders.

Verschriftlichung der Romani-Varietät

Er kümmert sich aktiv um den Erhalt und die Weitergabe seiner Sprache. Der Sprachwissenschaftler Dieter Halwachs von der UNI-Graz hat dazu wesentlich beigetragen, in dem er eine Verschriftlichung der Sprache erarbeitet hat. Immerhin ist es die einzige Romani-Variante, die Ausschließlich in Österreich gesprochen wird.

"Romani-Varietäten werden bei Roma dann zum primären Identitätsmarker, wenn sie wenig gesprochen werden. Wenn der Symbolismus etwas beiträgt, dass er die Menschenrechtssituation ändert, dann würde ich mich freuen. Weil darum geht's im Endeffekt", betont Halwachs.

Globalisierung als Feind

Letztlich ist die Globalisierung der größte Feind des kulturellen Erbes, ob gebaut, gemalt oder immateriell. So hat sich auch zum Erhalt der kulturellen Vielfalt Österreich in einer UNESCO-Konvention verpflichtet. Auf dass die aktuelle künstlerische Produktion nicht der Gier einzelner Big Player, sprich dem Markt, unterliegt.

Service

UNESCO - Nationalagentur für das Immaterielle Kulturerbe