Auftritt im Wiener Konzerthaus

Gilberto Gil akustisch

Elf goldene Schallplatte, fünfmal Platin, zwei Grammys und fünf Jahre lang Kulturminister Brasiliens: Die Rede ist vom brasilianischen Superstar Gilberto Gil. Vor drei Jahren kehrte Gilberto Gil der Politik den Rücken, um sich nur noch seiner Musik zu widmen. Am Dienstag, 12. April 2011, ist der 69-Jährige zu Gast in Wien.

Mittagsjournal, 09.04.2011

Ein Kulturminister mit Rasta-Zöpfen, der öffentlich zugibt, bis zu seinem 50. Lebensjahr regelmäßig Marihuana geraucht zu haben. 2003 bringt er den Sitzungssaal der Vereinten Nationen in New York zum Tanzen. An den Congas: der damalige UN-Generalsekretär Kofi Annan.

Von den Medien bekam Gilberto Gil den Spitznamen "Minister of Cool". Nur wenige Politiker mit schwarzer Hautfarbe hatten bisher ein Regierungsamt in Brasilien inne. Für die oft diskriminierte afro-brasilianische Bevölkerung hatte seine Ernennung große Symbolwirkung. "Immer wenn Schwarze Zugang bekommen zu Entscheidungsfunktionen, zu den hohen Sphären der Macht in Brasilien, dann stärkt das das Selbstbewusstsein der Schwarzen im Land", sagt Gil. "Sie beginnen, sich als wichtigen Teil der brasilianischen Kultur zu begreifen. Es hilft ihnen, die Traumata zu überwinden, dieses Ungleichgewicht, das die Sklaverei geschaffen hat."

Mitbegründer der Tropicalismo-Bewegung

2008 hatte Gilberto Gil genug von der Politik. Er trat zurück und widmete sich nur noch seiner Musik. Doch auch die war und ist politisch. In den 1960ern gründete er gemeinsam mit Caetano Veloso die Tropicalismo-Bewegung: brasilianische Volksmusik gemixt mit Bossa Nova, Rock und Pop, dazu sozialkritische Texte. Das war der brasilianischen Militärjunta ein Dorn im Auge: Anfang der 1970er musste Gilberto Gil für zwei Jahre ins Exil nach London.

"Jede Tätigkeit, die eine große Öffentlichkeit erzeugt und die Meinungen beeinflussen kann, ist politisch", meint Gil. "Meine Arbeit als Künstler ist auch politisch. Aber es ist eine andere Form von Einfluss als in der Realpolitik. Es ist viel komplexer."

Seine grenzenlose musikalische Inspiration schöpft Gilberto Gil aus seinem Inneren, erzählt der 69-Jährige, der sich mit östlicher Philosophie und Spiritualität beschäftigt.

Die nächste Generation

In Gils aktuellen Programm "The String Concert" sind bekannte und neue Lieder zu hören. Neben dem brasilianischen Cellisten Jaques Morelenbaum wird er begleitet von einem seiner Söhne: Bem Gil. Ob das besondere Vater-Sohn-Konflikte mit sich bringt?

"Nein, wir stehen uns sehr nahe, haben eine enge Beziehung", sagt Gil. "Er hat sein ganzes Leben mit mir verbracht. Und er ist ein sehr sensibler Musiker, sehr talentiert und intelligent. Er liebt meine Arbeit und übernimmt viel davon in sein eigenes musikalisches Schaffen. Für mich ist es einfacher, mit ihm zu arbeiten, als mit irgendwelchen anderen Personen."