Ö1 Reise nach Sardinien
Schilf im Wind
Die Insel Sardinien ist berühmt für idyllische Buchten und weiße, tropisch anmutende Sandstrände mit kristallklarem Meerwasser. Sardinien ist Jetset-erprobtes Urlaubsparadies, die Vielfalt der Insel erkunden jedoch die wenigsten; dabei ist die reiche Kultur und Natur Sardiniens einige Entdeckungsreisen wert.
8. April 2017, 21:58
"Das Athen Sardiniens" wird Nuoro genannt, der Geburtsort der Literaturnobelpreisträgerin Grazia Deledda. Die 1871 geborene Schriftstellerin erzählte, dass in ihrem kleinen Dorf besonders viele Künstler und Intellektuelle lebten. Damals zählte der Ort 6.000 Einwohner, heute sind es an die 40.000.
Einer der Anziehungspunkte für Nuoro-Reisende ist das Haus der Dichterin, wo Möbel und Gegenstände aus dem Besitz der Nobelpreisträgerin gezeigt werden. In einem zentralen Raum des Hauses ist eine Speisekammer inszeniert, große Säcke mit Getreide und Vorräten erinnern an das kärgliche Wirtschaften und die Abhängigkeit von der Natur in der kleinen Stadt auf dem Berg.
Nuoro wird auch als "das schwarze Herz Sardiniens" bezeichnet. In den abgelegenen Ort zogen sich die Inselbewohner zurück und widersetzten sich den unterschiedlichen Einflüssen der vom Meer her kommenden Fremdherrschaften.
Grazia Deledda beschrieb in ihren Romanen das Leben und die gesellschaftlichen Zusammenhänge in ihrer Heimat. Durch ihren frühen literarischen Durchbruch fand die Schriftstellerin Eingang in gebildete Kreise in der sardischen Hauptstadt Cagliari und lernte dort einen Mann kennen, mit dem sie im Jahr 1900 nach Rom zog und eine Familie gründete. In den folgenden Jahrzehnten entstand Jahr für Jahr ein neuer Roman. 1926 folgte der Literaturnobelpreis.
Im "Land der Barbaren"
Nuoro liegt beim Gebiet der Barbagia, einer stark gegliederten, felsigen Hochebene, die von den Römern als das "Land der Barbaren" abgestempelt wurde, und die diese Bezeichnung bis heute mit Stolz trägt. In der Barbagia ist das Leben äußerst naturnah. Die Sprache der Barbagia ist Sardisch und nicht Italienisch. Die Barbagia ist mehr als ein Ort, sie ist ein Geisteszustand, so heißt es auf Sardinien.
Etwa 120 Kilometer nördlich und unweit von Sardiniens Vorzeige-Küstenstrich, der Costa Smeralda, befindet sich ein innovatives Weingut, das jedenfalls einen Besuch lohnt, die Cantina Surrau, wo auch zeitgenössische Kunst gefördert wird. Große Weinfässer aus Inox-Stahl lagern im Freien, unter dem Dach des Gebäudes.
Die ersten Reben im Weingarten Surrau wurden Ende der 1990er Jahre gepflanzt, die ersten Flaschen der Cantina wurden 2004 abgefüllt. Seither wurde der Vermentino von Surrau bereits zu einem der 150 besten Weine Italiens gewählt - auch was das Verhältnis zwischen Qualität und Preis anbelangt.
Der einzige italienische Nationalpark
Wenige Kilometer nördlich liegt der Hafenort Palau, wo die Fähre in den Archipel von La Maddalena ablegt. La Maddalena ist der einzige italienische Nationalpark, der sowohl Land als auch Meer umfasst. Zackenbarsche, Delfine und friedliche, weil Plankton fressende Haie bevölkern das klare Wasser des Archipels.
Die Macchia Sarda empfängt mit ihrem würzigen Duft aus Pinien, Korkeichen und wilden Oliven auf Caprera. Der erste Bewohner von Caprera war ein berühmter Mann, "Il Generale" Giuseppe Garibaldi. Garibaldi erbaute sich ein weißes Haus auf Caprera - die Lage der kleinen Insel weitab von den Zentren der National-Regierung kam ihm durchaus gelegen, denn Garibaldi war nicht immer einverstanden mit der Politik der Regierenden.
Im Garibaldi-Haus auf Caprera ist auch zu erfahren, dass Giuseppe Garibaldi ein großer Musikliebhaber war. Er sang gerne und oft und seine Tochter Teresita begleitete ihn am Klavier.