Die Bilder des Valentin Gubarev
Form und Fantasie
Dass er Maler werden würde, hat er immer schon gewusst. Schon als Kleinkind waren Farben sein liebstes Spielzeug. Lange Nasen, feiste Oberkörper, ausladende Gesäße und spindeldünne Beine - so präsentieren sich die Figuren auf den Ölgemälden des weißrussischen Malers Valentin Gubarev.
8. April 2017, 21:58
Am 14. April 2011 feierte Gubarev seinen 63. Geburtstag und präsentierte seine Werke erstmals in Wien, in der Galerie "Schauplatz Treiber.Hermeling". Der Einfachheit halber, wird er dort als Repräsentant der "naiven Malerei" gehandelt - ein Etikett, das der Künstler nur teilweise gelten lässt:
"Man kann es schon so bezeichnen, aber 'naive Malerei' wird meistens mit Künstlern assoziiert, die keine Ausbildung haben und die habe ich schon. Ich würde sagen, dass meine Art des Malens formal gesehen naiv ist, nicht aber inhaltlich."
Hinter der scheinbaren Naivität
Altmodische russische Interieurs, romantische Fensterausblicke, Gartenzäune und bunte Straßenszenen, aber auch postsowjetische trostlose Balkonlandschaften prägen die Bilder Valentin Gubarevs. Stereotype werden klar bedient. Dennoch ist die Frage nach der "Naivität" des Minsker Malers und Illustrators auch für den ehemaligen Ö1 Chef und nunmehrigen Galeristen Alfred Treiber nicht eindeutig zu beantworten. Hinter den oft kindlich-folkloristisch anmutenden Gemälden verstecke sich eine durchaus hintergründige Weltsicht. Gemildert durch einen stets wohlwollenden Blick.
Gubarev ergänzt: "Es ist immer eine ganze Palette von emotionalen Zutaten, die ich vermitteln will: Traurigkeit, Einsamkeit, süße Sehnsucht, Humor oder Ironie... Ich male keine Kosmonauten, keine Ballerinas, keine Helden. Meine Figuren stellen ganz einfache Leute dar - dicke Frauen zum Beispiel. Es sind Menschen, die Träume und Illusionen haben. Meine Bilder sollen ihnen die Hoffnung geben, dass diese Träume sich auch verwirklichen werden."
Mitgefühl für die Figuren
Sein Interesse gelte vor allem Menschen, die mit ihrem Leben nicht ganz glücklich seien, sagt Valentin Gubarev. Wie ein "Familienfotoalbum" komme ihm sein Werk manchmal vor. "Ich liebe alle Figuren, die ich zeichne", sagt Gubarev. "Ich habe Mitgefühl, manchmal auch Mitleid mit ihnen. Das spüren die Betrachter. Jeder hat den Eindruck, dass er selbst besser ist als die Figuren auf den Bildern."
Charakteristisch für Gubarevs Werk sei, so Alfred Treiber, auch die beinahe "brutale Darstellung" von Einsamkeit. Das Bild "Nur du und ich" etwa zeigt einen dickleibigen Mann von hinten. In Unterwäsche sitzt er mit Wodkaglas und kaltem Nachtmahl vor dem Fernseher, um die Illusion von Zweisamkeit mit einer Nachrichtensprecherin zu genießen.
"Das ist eine sehr starke Reduzierung auf das Problem der Vereinsamung der Menschen", meint Treiber, "und natürlich auch ein Thema, das in Weißrussland genauso funktioniert wie in Österreich."