Vorschau auf die Filmfestspiele Cannes

"Schönster Alptraum"

Robert De Niro ist heuer der Jurypräsident im Wettbewerb um die Goldene Palme der 64. Filmfestspiele von Cannes. Auch sonst kann man mit viel Hollywood-Prominenz an der Croisette rechnen. Neben Johnny Depp haben sich Brad Pitt, Antonio Banderas, Dustin Hoffman und Penelope Cruz angesagt, aber auch renommierte Regisseure wie Aki Kaurismäki, Terrence Malick oder Lars von Trier.

Kultur aktuell, 11.05.2011

Filme, die via Internet ins Wohnzimmer geliefert werden, oder gar auf dem Handy den Weg zum Zuseher finden: Wie kaum je zuvor entwickelt sich das Kino in seinem gesamten Produktions- und Vertriebsprozess rasant weiter und stellt so auch große Filmfestivals wie vor die Frage ihrer Positionierung. Doch in Cannes gibt man sich traditionsbewusst. "Immer noch geht es hier vor allem darum, nicht vorgefertigten Spielarten des Kinos eine Plattform zu bieten", meint Festival-Präsident Gilles Jacob.

Weltuntergangsszenario

Aus mehr als 1.700 eingesandten Filmen hat Festivaldirektor Thierry Fremaux 20 Werke für den Wettbewerb ausgesucht, wobei heuer wieder zentrale Persönlichkeiten des gegenwärtigen Autorenkinos dabei sind wie etwa die Dardenne-Brüder, Aki Kaurismäki, Nanni Moretti, Pedro Almodovar, Terrence Malick oder der Däne Lars von Trier, Letzterer diesmal mit dem Film "Melancholia". Spärlich dazu die Vorabinformationen: zwei Schwestern, gespielt von Kirsten Dunst und Charlotte Gainsbourg, die sich zunehmend entfremden, die Erde und ein drohender Weltuntergang. Ein Szenario, das in der Bearbeitung von Lars von Trier neugierig macht.

Österreich im Wettbewerb

Erfreulich für Österreich: Markus Schleinzer, unter anderem lange Zeit für das Casting der Filme von Michael Haneke zuständig, hat es mit seinem Erstlingsfilm "Michael" auf Anhieb in den Wettbewerb von Cannes geschafft, eine Geschichte rund um einen unauffälligen Mann, der einen zehnjährigen Buben gefangen hält. Seine Cannes Einladung sei "ein herrlicher Schreck und schönster Alptraum", meinte der gebürtige Wiener, der sich in den letzten Wochen rar machte, in einem Interview mit der Austria Pressagentur. So wie Haneke sei auch Schleinzer nicht unbedingt ein Anhänger der Komödie, meint Cannes-Direktor Thierry Fremaux. Und Fremaux weiter: "'Michael' ist ein Film, der die Lager an der Croisette sicher spalten wird."

Karl Markovics' Regiedebüt

Ebenfalls mit seinem Regiedebüt wurde Schauspieler Karl Markovics in die angesehene Reihe "Quinzaine des Realisateurs" nach Cannes eingeladen. "Atmen", so der Filmtitel, handelt von einem 19-jährigen Strafgefangenen, der wegen Mordes einsitzt, aber auf Bewährung hoffen darf. Markovics erzählt vom Menschen hinter der Tat, von einer schwierigen Kindheit und von Außenseitertum. Eröffnet wird das Festival in Cannes mit dem Film "Midnight in Paris" von Woody Allen.

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