Auf und Ab eines Finanzgenies

"DSK" - Skandale und Triumphe

IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn wartet in New York auf den Haftrichter, nachdem er versucht haben soll, in einem Hotel ein Zimmermädchen zu vergewaltigen. Strauss-Kahn bestreitet den Vorwurf. Und es ist nicht der erste skandalöse Vorwurf, mit dem sich der fachlich unumstrittene Franzose auseinandersetzen muss.

Mittagsjournal, 16.05.2011

Belästigung bei Interview

Dominique Strauss Kahn soll bereits 2002 eine Journalistin während eines Interviews belästigt haben. Ihre Mutter, eine Sozialistin, soll sie überredet haben, keine Anzeige zu erstatten. Strauss-Kahn soll sich auch entschuldigt haben. Nun überlegt die Journalistin, doch Anzeige zu erstatten.

Untersuchung ergebnislos

Der Internationale Währungsfonds beschäftigte sich bereits im Oktober 2008 mit einem möglichen Amts- und Machtmissbrauch seines Chefs. Dabei ging es um eine kurze Affäre des verheirateten Strauss-Kahn mit einer Volkswirtin in der Afrika-Abteilung des IWF. Eine externe Untersuchung ergab aber keine Hinweise auf Belästigung, Begünstigung oder Machtmissbrauch. Strauss-Kahn habe aber einen Fehler gemacht und die weiblichen IWF-Mitarbeiter seien über das Verhalten besorgt, sagte damals der Verwaltungsratschef. Strauss-Kahn sei vor jedem weiteren ungebührlichen Verhalten gewarnt worden.

Kritik an Lebensstil

Politisch hat sich Strauss-Kahn mit der Wahl seines Fahrzeuges in die Nesseln gesetzt: Der Sozialist stieg bei einem Heimatbesuch im April in einen Porsche Panamera S. Unter seinen Parteifreunden löste das Empörung aus: Sozialisten müssten beim bevorstehenden Präsidentschaftswahlkampf "bei jedem Bild" achtgeben, warnte der sozialistische Abgeordnete Pierre Moscovici.

Karriere als Superminister

Fachlich ist Dominique Strauss-Kahn, von den Franzosen oft als "DSK" abgekürzt, unumstritten. Er gilt als ausgewiesener Fachmann für internationale Finanzbeziehungen. Der Wirtschaftsprofessor hatte es nach einer Verwaltungskarriere 1993 in Frankreich zum Industrie- und Außenhandelsminister gebracht; 1997 rückte der Sozialist als "Superminister" für Wirtschaft und Finanzen auf. Damals erschütterten die Finanzkrisen in Asien die Welt. Ende der 90er Jahre bereitete er Frankreich auf die Einführung des Euro vor. Strauss-Kahns wirtschaftsliberaler Kurs gefiel den Unternehmern seines Landes: In seiner Zeit als Minister privatisierten die als gewerkschaftsnah geltenden Sozialisten zahlreiche Staatskonzerne.

Bestellung zum IWF-Chef

Nach Jahren in der Opposition war Dominique Strauss-Kahn 2007 bereits einer der Präsidentschaftskandidaten der Linken. Er wurde aber wie seine Mitbewerber von Segolene Royal aus dem Rennen geworfen. Noch im selben Jahr wurde er zum neuen Direktor des Internationalen Währungsfonds bestellt, wo er eine umfassende Reform der Finanzinstitution umsetzte. Aufstrebende Schwellenländer, namentlich China, erhielten deutlich mehr Gewicht im IWF.

Polit-Ambitionen

Wiederholt deutete Strauss-Kahn seit seinem Weggang von Paris zum IWF nach Washington an, dass er bei der nächsten Präsidentschaftswahl im Jahr 2012 durchaus als Kandidat zur Verfügung stehen könnte. Sein Posten beim IWF sei auf fünf Jahre angelegt, sagte er im Jänner. "Ich habe nicht die Absicht, mein Leben lang in Washington zu bleiben." Früher oder später wolle er nach Frankreich zurück. Strauss-Kahn ist Umfragen zufolge der aussichtsreichste Bewerber für die Wahl im kommenden Jahr - bisher hat der frühere Finanzminister aber nicht mitgeteilt, ob er überhaupt kandidieren wird.

Schillerndes Privatleben

Dominique Strauss-Kahn stammt aus einer jüdisch-marokkanischen Familie und wurde am 25. April 1949 im Pariser Nobelvorort Neuilly geboren. Seine ersten zehn Lebensjahre verbrachte er in Marokko und Monaco. Strauss-Kahn ist seit 1994 in dritter Ehe mit der bekannten französischen Fernsehjournalistin Anne Sinclair verheiratet.