Neue Methode der Musikpädagogik
Elementares Musizieren
Seit rund 30 Jahren entwickelt, erforscht und praktiziert Ruth Schneidewind eine neue Methode der Musikpädagogik für Kinder und Erwachsene. Abseits der Kategorien "richtig" und "falsch" steht bei der "Elementaren Musikpädagogik" der lustvolle Zugang zum Musizieren im Mittelpunkt.
8. April 2017, 21:58
In Kleingruppen werden die Teilnehmenden zum musikalischen Improvisieren und Experimentieren geführt. Ruth Schneidewind leitet den Universitätslehrgang für Elementare Musikpädagogik an der Wiener Universität für Musik und darstellende Kunst. Es braucht viel didaktisches und psychologisches Gespür, um das Wissen und Können unterschiedlicher Stile und Epochen spielerisch in den Prozess des elementaren Musizierens mit Kindern und Erwachsenen einzubringen.
Lust am Musikmachen fördern
Gängige Bemessungen wie "musikalisch" oder "unmusikalisch", "talentiert" oder "untalentiert" will Ruth Schneidewind nicht akzeptieren, denn Wertungen, so ist sie überzeugt, sind für alle kreativen Prozesse, so auch für den musikalischen, eher hindernd als förderlich. Es sei längst erforscht, dass bereits Säuglinge mit ihren Bezugspersonen musikalisch kommunizieren und dabei ihren enormen Stimmumfang einsetzen. Nicht selten wird aber diese Lust am Musikmachen durch Schulunterricht, eintöniges Üben und Aufführungsdruck zerstört. Elementare Musikpädagogik denkt daher genau in die entgegengesetzte Richtung.
Ganz ohne äußere Vorgaben, Beurteilungen und Perfektionsdrang können hier im Kurs verschiedene Klänge und Instrumente ausprobiert werden. Der rhythmische und harmonische Rahmen wird jeweils am Beginn einer Musizierstunde von der Gruppe gemeinsam vereinbart. Anstelle einer Aufführung ist der musikalische Entstehungsprozess selbst das Ziel.
Von Profis geschätzt
In ihrem neuen Buch "Die Wirklichkeit des Elementaren Musizierens" dokumentiert Ruth Schneidewind ihre Forschungsergebnisse und Unterrichtserfahrungen. Der Begriff "Elementar" wird dabei oft missverstanden und ausschließlich auf musikalische Früherziehung für Kleinkinder reduziert. Vielmehr steht aber die Musik als elementare Lebensform und unverzichtbarer Teil des Menschen im Vordergrund. An der Universität für Musik und darstellende Kunst werden Elementare Musikgruppen für alle Altersstufen angeboten, für Laien ebenso wie für Berufsmusiker/innen oder Musiklehrer.
Nach anfänglicher Skepsis schätzen viele Profimusikerinnen und –musiker die Freiheit des Elementaren Musizierens und lassen die hier gewonnenen Erfahrungen und Perspektiven auch in ihren musikalischen Alltag einfließen. Ruth Schneidewind hat selbst Konzerterfahrung als Flötistin und Saxofonistin und hat eine Reihe von Kinderliederbüchern geschrieben. Das Elementare Musizieren sieht sie als eigenständige Musikform, aber auch als wertvolle Ergänzung zur herkömmlichen Musiktheorie und –praxis.
service
Ruth Schneidewind, "Die Wirklichkeit des Elementaren Musizierens", Reichert Verlag