Hans Salomon im Porgy & Bess

Sechs Jahrzehnte Jazzgeschichte

Der Saxophonist Hans Salomon gehört zu Österreichs Jazzern der ersten Stunde und er ist einer der ganz wenigen, die bis heute auf der Bühne stehen. Jetzt wirft er an drei Abenden im Porgy & Bess einen Rückblick auf seine mehr als sechs Jahrzehnte dauernde Musikerlaufbahn.

An Höhepunkten fehlt es in seiner Karriere nicht. So hat Salomon mit Joe Zawinul die Austrian All Stars gegründet und mit amerikanischen Jazz-Größen wie Louis Armstrong, Ella Fitzgerald oder Ray Charles zusammen gespielt.

Kultur aktuell, 31.05.2011

Austrian All Stars mit Zawinul

1954 war es, da hat Hans Salomon gemeinsam mit Joe Zawinul die Austrian All Stars gegründet und damit einen Meilenstein in der österreichischen Jazzgeschichte gesetzt. Die damals entstandenen Aufnahmen waren ganz am weißen Cool-Jazz orientiert und musikalisch so eigenständig, dass eine Einladung nach Amerika folgte. Dort kam es zum Zusammentreffen mit Miles Davis und Louis Armstrong - kein Wunder, dass der Aufenthalt bei Zawinul und Salomon zu einem entscheidenden Stilwechsel führte.

"Der Joe und ich, wir haben eine Phase gehabt, wo wir überhaupt nur 'schwarz' spielen wollten", erinnert sich Salomon. "Wir haben gesagt: Wie sind umgekehrte Rassisten. Dann hab' ich eine Zeit gehabt, wo ich geglaubt habe, ich kann nur dann spielen, wenn ich eine schwarze Freundin hab. Dann habe ich lauter Freundinnen gehabt und hab mir gedacht, ich kann von ihnen Energie aufsaugen - ich weiß nicht, ob das etwas geholfen hat."

Erste Hörerfahrungen

Zum ersten Mal mit Jazz in Berührung gekommen ist Salomon schon mit zwölf Jahren, gleich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs: "1945 hat es einen amerikanischen Sender gegeben, Blue Danube Network. Da habe ich zum ersten Mal Jazz gehört, weil zur Hitler-Zeit war das ja die Musik des Feindes. Und es hat mich sofort ins Herz getroffen."

Die ersten Auftrittsmöglichkeiten bekam Hans Salomon bei der kommunistischen Jugend und in einem amerikanischen Jugendzentrum, später auch im Keller des Café Landtmann, wo jeden Samstag Jazz-Nacht war.

Lob für Peter Alexander

Bald traf Salomon auch mit Österreichs damals führenden Jazzern wie Fatty George und Hans Koller zusammen. Von Anfang an kannte er keine Berührungsängste gegenüber anderen musikalischen Genres. Und das zog sich quer durch seine Karriere. So spielte Hans Salomon auch für Schlagermusiker und erlebte dort einige Überraschungen: "Peter Alexander - phantastisch. Diszipliniert und war außerdem ein super Jazz-Pianist. Das haben viele nicht gewusst, aber ich weiß es."

Sein Engagement in der Band von Freddy Quinn wurde für Salomon jedoch zur Belastungsprobe: "Damals hat es ein Medikament gegeben, das hat Prelutin geheißen. Das war ein Appetitzügler - aber das mit Alkohol, da war man viel mehr high als mit Marihuana oder sonst irgendwas. Da habe ich für mich ein Rezept entwickelt: vorm Konzert einen doppelten Dornkaat, ein Pils und ein Prelutin. Und dann bin ich in der Band gesessen und hab mir gedacht: Na eigentlich singt der eh gut."

Komponist der "Glock'n"

Wirklich gut gesungen hat Marianne Mendt. Für sie komponierte Hans Salomon "Wie a Glock'n", ein Lied, in dem viele die Initialzündung für den Austropop sahen.

Zur Pop-Musik findet Hans Salomon immer wieder Beziehungspunkte. Michael Jackson und die Rolling Stones hört er da genauso wie Paul Anka. Zuletzt hat Salomon auch die Hiphop-Formation DeWieners mit seinem Saxophon begleitet.

Ab 31. Mai 2011 ist Hans Salomon an drei Abenden auf der Bühne des Porgy and Bess zu erleben. Mit ihm spielen die Vienna Big Band Machine, die DeWieners, Reinhold Bilgeri und die Jazz-Sängerin Carol Alston.

Textfassung: Rainer Elstner

Service

Porgy & Bess

Übersicht