Ausstellung in Josef Hoffmanns Geburtshaus

Hoffmann trifft Oberhuber

Josef Hoffmann war Gründungsmitglied der Wiener Secession und der Wiener Werkstätten. Seit 2004 betreibt das Museum für Angewandte Kunst gemeinsam mit der Mährischen Galerie Brünn in Josef Hoffmanns Geburtshaus in Brtnice ein Museum. Am Sonntag wurde in Anwesenheit zahlreicher aus Wien angereister Besucher dort eine neue Ausstellung eröffnet.

Kultur aktuell, 14.06.2011

Das einstige k.u.k.-Kronland Mähren im heutigen Tschechien war für die alte Donaumonarchie fast so etwas wie ein Kreativpool. Denn besonders viele Intellektuelle und Künstler, die die Wiener Moderne geprägt haben, kamen aus den fruchtbaren, mährischen Landstrichen nördliche des Weinviertels. Sigmund Freud gehört etwa dazu, Ernst Mach und auch Josef Hoffmann.

Geburtshaus in Brtnice

Gerade mal 3.700 Einwohner zählt das Städtchen Brtnice, malerisch gelegen am gleichnamigen Fluss, heute noch. Gleich am Hauptplatz befindet sich das gelb getünchte Geburtshaus Hoffmanns, einst - man sieht es auf den ersten Blick - Wohnsitz begüterter Bürger. Hoffmanns Vater war jahrelang Bürgermeister von Brtnice und Miteigentümer der örtlichen Textilfabrik. Vielleicht mit ein Grund, warum der Sohn sich in späteren Jahren immer wieder auch dem Textildesign widmete.

Josef Hoffmann, der die Architektur und das Design der Wiener Moderne prägte wie nur wenige seiner Zeitgenossen, nutzte sein Geburtshaus nach dem Tod seiner Eltern als Experimentierfeld für neue Gestaltungsideen. Er stattete das barocke Bürgerhaus mit Wanddekorationen in reduzierter Schwarzweiß-Optik aus, richtete es neu ein - mit Mobiliar, das er selbst für die Wiener Werkstätten entworfen hatte.

Aufwendige Renovierung

Jahrzehntelang war dieses bedeutende Kulturdenkmal in Vergessenheit geraten. Bis das Haus ab 2002 auf Initiative des Museums für Angewandte Kunst mit Liebe zum Detail renoviert worden ist. 2004 wurde das Josef Hoffmann Museum eröffnet, in dem seit 2006 wechselnde Sonderausstellungen zu sehen sind.

"Die Idee ist die Gegenüberstellung von Entwürfen Josef Hoffmanns mit Gegenwartskünstler, Designern und Architekten. Wir haben unter anderem Gegenüberstellungen gemacht Hoffman - Donald Judd, haben letztes Jahr Dorit Margreiter eingeladen. Wir glauben, dass das ein funktionierendes, kreatives Konzept ist", so MAK-Kurator Rainald Franz.

Oberhuber-Ausstellung

Anlässlich seines 80. Geburtstages wurde heuer Oswald Oberhuber eingeladen, Zeichnungen und Objekte auszustellen, die mit Hoffmanns Entwürfen korrespondieren. Seit den 1950er Jahren war Oswald Oberhuber einer der bestimmenden Köpfe der österreichischen Nachkriegskunst, als langjähriger Rektor der Hochschule für angewandte Kunst hat Oberhuber ganze Künstlergenerationen geprägt.

Zu Hoffmann habe er immer ein besonderes Naheverhältnis gehabt, sagt er: "Hoffmann ist ja einer der ersten ungegenständlichen, also abstrakten Künstler überhaupt. Das war das erste, das mich an Hoffmann fasziniert hat - seine Pionierleistung im Bereich der Bildenden Kunst und Architektur."

Interessante Gegenüberstellung

In der Ausstellung "Josef Hoffmann. Oswald Oberhuber. Allgestaltung und Entwurf" sieht man in erster Linie zeichnerische Entwürfe. Zum Beispiel: Ein Reklameschild, das Josef Hoffmann für die Wiener Werkstätten gestaltet hat. Im Vergleich zu Hoffmanns geometrischer Linienführung offenbaren Oswald Oberhubers Zeichnungen einen intuitiven Zugang zum Entwurf. Eine interessante Gegenüberstellung.

Die Ausstellung "Josef Hoffmann. Oswald Oberhuber. Allgestaltung und Entwurf" ist noch bis 30. Oktober 2011 im Josef Hoffmann Museum in Brtnice zu sehen.

Service

MAK - Josef Hoffmann Museum