Doku über boxendes Brüderpaar

Klitschko

Boxen ist kein Sport, Boxen ist ein Lebenskampf, meinte der Dichter Bertolt Brecht. Auf das ukrainische Brüderpaar Vitali und Wladimir Klitschko passt diese Einschätzung - das beweist der Dokumentarfilm "Klitschko" ab Freitag in den Kinos Österreichs.

Mittagsjournal, 16.06.2011

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Klitschko

Promovierte Sportwissenschaftler

Wer Boxer für tumbe Schlägertypen hält, wird bei den Klitschkos eines Besseren belehrt. Die Brüder sind nämlich promovierte Sportwissenschaftler, der jüngere, Wladimir, hat daneben auch noch Philosophie studiert und beide spielen leidenschaftlich gerne Schach. Was ihrer Entschlossenheit im Ring keinen Abbruch tut.

Da es vier große Boxverbände gibt, sind derzeit beide Brüder amtierende Schwergewichtsweltmeister. Ein kometenhafter Aufstieg, wenn man bedenkt, dass die beiden in den 1970er-Jahren in unbedeutenden zentralasiatischen Militärbasen zur Welt gekommen sind. Noch in der Sowjetzeit fanden die beiden zum Boxsport, auch ein Kapitel, das im Film zur Sprache kommt.

Unveröffentlichtes Material

"Ich war selber erstaunt, wie viele Materialien es über die Klitschkos gibt aus den 90er Jahre, als sie mal versucht haben, selber eine Doku zu drehen", sagt der deutsche Regisseur Sebastian Dehnhardt. "Wir haben diese ganzen Filmrollen im Keller gefunden, wir haben tolles Material in den USA gefunden - alles unveröffentlicht. Und das macht den Film auch besonders bunt."

Verletzungen, psychische Tiefs und sogar ein vorläufiges Karriereende: An Rückschlägen mangelt es nicht in den Biografien der Klitschkos. Genau das sorgt aber für die hollywoodhafte Spielfilmdramaturgie dieses Dokumentarfilms.

Eltern im Interview

Dehnhardt hat sich aber auch für das Geschehen abseits des Boxrings interessiert und die Eltern Klitschko vor die Kamera geholt. "Sie haben zwar noch nie ein Interview gegeben, aber sie haben das perfekt gemacht", meint Dehnhardt. "Die Eltern sind sehr eloquent - die Mutter war ja Lehrerin und der Vater ein sehr hoher Offizier. Ich habe mit der Mutter über drei Stunden gesprochen. Ich musste sie nur anstupsen und es kamen die allerschönsten Geschichten."

So erfährt man auch, dass der an Krebs erkrankte Vater bei den Aufräumarbeiten nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl im Einsatz war und vom politischen Engagement des älteren Bruders Vitali Klitschko. Zweimal kandidierte er erfolglos als Bürgermeister von Kiew, seit letztem Jahr ist er Vorsitzender der neu gegründeten Partei Ukrainische demokratische Allianz für Reformen.

Auf Bruder Wladimir wartet am 2. Juli 2011 die nächste Herausforderung. Da gilt es, vom Briten David Haye den letzten WM-Gürtel zu erobern, der den Klitschkos noch fehlt.