Sarkozy bei Merkel in Berlin

Griechen-Paket: Heftiger Streit entbrannt

Statt an einem Strang zu ziehen, sind die Retter Griechenlands untereinander tief zerstritten. Weder die Bedingungen noch der Zeitplan für das milliardenschwere zweite Hilfspaket sind geklärt. Möglicherweise gelingt der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy jetzt in Berlin eine zarte Annäherung. Die Zukunft der Eurozone steht auf dem Spiel.

Morgenjournal, 17.06.2011

Pleite droht im Juli

25 Tage hat Griechenland noch Geld. Werden die zwölf Milliarden am 11. Juli nicht überwiesen, ist der Mittelmeerstaat pleite. Und was machen die Geldgeber? Sie streiten. Über Bedingungen für ein zweites Hilfspaket, es soll 120 Milliarden schwer sein. Dieses Mal sollen nicht nur die Steuerzahler dran kommen, Deutschland will auch einen Obolus von den Banken. Das scheitert nicht so sehr am Widerstand der anderen Eurostaaten. In allen Parlamenten ist die neue Hilfe nur sehr schwer durchzubringen. Aber an den Gläubigern.

Ratingagenturen gegen Umschuldung

Denn Ratingagenturen haben Europa eine Umschuldung de facto verboten. Sie drohen damit, Griechenlandpapiere endgültig auf Totalausfall zu stufen. Damit verlieren Privat-Banken und die Zentralbank selbst nicht nur viele Milliarden, sie dürfen solche Papiere auch nicht mehr kaufen. Also brauchen die Geldgeber Zeit. Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert einen EU-Diplomaten mit den Worten "Wir möchten Zeit kaufen, weil wir nicht wissen, was wir tun sollen."

Streit um nächstes Hilfspaket

Wie viel Zeit wird benötigt? Auch darüber wird gestritten. Deutschland will die Entscheidung über das neue Paket überhaupt bis September hinauszögern. Gegen eine Verschleppung sind Griechenland, Portugal und Irland, aber auch Spanien, Italien und Belgien. Auch die EU-Kommission verlangt eine rasche Einigung. Währungskommissar Rehn erklärte heute, er sei zuversichtlich, dass die Euro-Gruppe diesen Sonntag die Auszahlung der nächsten Kredittranche beschließen wird. Die Entscheidung über das neue Hilfspaket soll beim nächsten Treffen der Euro-Finanzminister am 11. Juli fallen. "Dadurch werden wir eine Pleite vermeiden", so Rehn.

EU weiter hinter Griechenland?

Vom Währungsfonds, zuletzt stark auf der Bremse, kamen klare Worte. Die nächste Tranche soll nicht blockiert werden, vorausgesetzt die EU-Staaten sichern die weitere Unterstützung Griechenlands zu. Diese Erklärung - allerdings ohne konkrete Summen zu nennen - erwarten EU-Diplomaten vom EU-Gipfel kommende Woche.