Beat Furrers jüngste Oper
"Wüstenbuch" bei den Wiener Festwochen
Ein altägyptischer Papyrus hat den Komponisten Beat Furrer zu seiner jüngsten Oper angeregt: "Wüstenbuch" heißt sie. Gestern hatte das Werk bei den Wiener Festwochen Premiere. Beat Furrer dirigierte das Klangforum Wien und das Vokalensemble "Nova" selbst.
26. April 2017, 12:46
Kultur aktuell, 17.06.2011
Beat Furrer bekam für seine Oper "Wüstenbuch" freundlichen, aber nicht so begeisterten Applaus wie das von ihm gegründete Orchester, das Klangforum Wien.
Die Oper "Wüstenbuch" hat ihren Titel von Ingeborg Bachmanns gleichnamigem Romanfragment - es gehört zu ihrem "Todesarten"-Werkzyklus. Im "Wüstenbuch" hat sie die Erfahrungen einer Reise in Ägypten und dem Sudan verarbeitet. Solche Bachmann-Textpassagen sind Teil des von Beat Furrer zusammengestellten Librettos. Die Keimzelle der Oper war aber ein altägyptischer Papyrus.
Durch die Bekanntschaft mit dem Archäologen Jan Assmann hat Furrer eine Beziehung zu altägyptischen Kultur entwickelt.
Typische Marthaler Inszenierung
Die Oper enthält auch neu geschriebene Passagen von dem Dramatiker und Dichter Händl Klaus. In der Uraufführung-Inszenierung trifft die metaphysisch gestimmte Poetik der Texte und der Musik auf einen typischen Marthaler, mit den seit Jahren bekannten Markenzeichen.
Wieder ein angealtertes Hotel als Schauplatz. Wieder die komisch hilflosen Versuche der Figuren, sich in Szene zu setzen, Contenance zu bewahren, ihre Vereinzelung zu überwinden. Beat Furrer hatte sich beim Komponieren nicht dieses Szenario vorgestellt - aber es gefällt ihm.
Eine fesselnde Komposition - zu Beginn
Am Anfang fesselt die Komposition. Klänge kreisen, einmal wie wenn man einen Kristall zwischen den Fingern drehen würde, dann wieder wie ein Ventilator, der langsam stehen bleibt.
Aber nach einiger Zeit tritt das Stück kontemplativ auf der Stelle. Gilt auch für die Inszenierung. Wie schon bei Marthalers Theaterstück "+-0" vor einigen Wochen hat man den Eindruck, dass er sich im Moment zu sehr selbst reproduziert.
In unserer spannungsgeladenen, prekären Gegenwart stellt sich die Frage, wie leben und wie sterben, in aller Dringlichkeit neu. Im "Wüstenbuch", zumindest in dieser Inszenierung, spürt man zu wenig von dieser Brisanz der Wirklichkeit rundherum.