Mit neuer Identität und Freundin

Fasten auf Italienisch

2008 kam die Komödie "Willkommen bei den Sch'tis" heraus und wurde zum erfolgreichsten französischen Kinofilm aller Zeiten. Der damalige Hauptdarsteller Kad Murad ist jetzt wieder auf der Leinwand zu sehen. In "Fasten auf Italienisch" spielt er einen algerischstämmigen Franzosen in Nizza, der sich, um weiterzukommen, als Italiener ausgibt - was turbulente Folgen hat.

Mittagsjournal, 22.06.2011

Kinnbart, Goldkette und Maserati

Wenn du Mourad Ben Saoud heißt, ist das ein Problem. Deshalb hat sich der gebürtige Algerier auch eine neue Identität zugelegt. Er präsentiert sich als flotter Italiener mit Kinnbart, Goldkette und Maserati. Seiner Freundin gegenüber genauso wie an seinem Arbeitsplatz. Denn das Leben als Italiener erspart einem nicht nur tägliche Diskriminierungen, es ist auch witzig, farbenfroh und hat Klasse. Und so macht man weiter damit, bis man besser Lasagne kochen kann als Tajine.

Dass Regisseur Olivier Baroux gerade Kad Murad die Hauptrolle in seinem Film gegeben hat, hat nicht nur einen guten Grund: "Kad Murad kenne ich seit zwanzig Jahren. Wir sind gemeinsam als Komikerduo 'Kad et Olivier' im Radio und Fernsehen aufgetreten, haben in Sachen Humor also die gleiche Wellenlänge. Außerdem ist Kad ja - wie auch Mourad im Film - in Algerien geboren und als Kind nach Frankreich gekommen. Sein Vater hat damals wirklich einen französischen Vornamen angenommen, um im Berufsleben seine Ruhe zu haben. So konnte Kad bei der Adaptierung des Drehbuchs viele eigene Erfahrungen einbringen und wir hatten eine Menge zu diskutieren."

Ramadan als Herausforderung

Als Mourads Vater einen Herzanfall erleidet, bittet er seinen Sohn, statt ihm den islamischen Fastenmonat Ramadan einzuhalten. Dass der vermeintliche italienische Lebemann am Tisch und im Bett plötzlich Zurückhaltung zeigen muss, wird zur großen Herausforderung.

Schließlich fliegt Mourads doppeltes Spiel auf, was nicht nur für sein Leben, sondern auch für den Film einen massiven Einschnitt bedeutet. Regisseur Baroux: "Ich wollte eine echte Komödie drehen mit allem, was dazugehört wie Missverständnissen und Situationskomik. Den Ramadan als Thema fand ich da sehr interessant, mit all seinen Regeln bezüglich Fasten und sexueller Enthaltsamkeit. Außerdem wollte ich aber auch ganz seriös über Themen wie Integration, Diskriminierung und das Leben zwischen den Kulturen erzählen. Ich habe den Film deshalb in zwei Teilen konzipiert - einem sehr komischen ersten und einem emotionaleren zweiten Teil. Der soll betroffen machen und zum Nachdenken anregen, aber nicht mit erhobenem Zeigefinger."

Punktegenau Dialoge

Das Konzept geht auf. Das liegt genauso am guten Timing wie an den punktgenauen Dialogen, die "Fasten auf Italienisch" zu einer flotten und unterhaltsamen Komödie machen. Und wenn dabei Integration als selbst gestaltete Kür und nicht als von außen auferlegte Pflicht betrachtet wird, ist das ein in seiner Verschmitztheit sehr intelligenter und sympathischer Ansatz.