Saisonabschluss des Staatsbaletts

Nurejew-Gala an der Staatsoper

Vor 25 Jahren ist Rudolf Nurejew zum letzten Mal als Tänzer an der Wiener Staatsoper zu sehen gewesen, gestorben ist dieser Ausnahmetänzer 1993. Zu Wien hatte Nurejew eine enge Beziehung und der heutige Ballettchef, Manuel Legris, wurde von ihm erstmals ans Haus am Ring gebracht.

Kultur aktuell, 29.06.2011

Der Ballettchef erinnert sich

1959 trat Nurejew in Wien zum ersten Mal im Westen auf. Seit seiner nun schon legendären Einstudierung von Schwanensee 1964 war er ein Fixstern des Wiener Staatsopernballetts gewesen. 1985 präsentierte Rudolf Nurejew in Raymonda den damals zwanzigjährigen Manuel Legris erstmals in Wien.

Natürlich war er ein schwieriger Mensch, sagt Manuel Legris heute, aber er stellte die gleichen hohen Ansprüche nicht nur an andere, sondern auch an sich selbst. "Er hat ja nur sechs Jahre an der Pariser Oper verbracht, aber es verging kein Tag an dem ich nicht an ihn gedacht hätte. Wenn ich einmal nicht weiter wusste, habe ich überlegt, was er wohl getan hätte. Nurejew hat immer gewusst was man wie machen soll. Uns gegenüber war er so großzügig", erinnert sich Manuel Legris.

Vier-Stunden-Marathon

Der heutige Ballettchef stellte nicht nur das Programm der Gala zu Ehren seines Mentors zusammen, er tanzte auch mit und zwar "In the Night" und in einem Pas de deux aus "Manon".

Zu sehen gab es ein vierstündiges Marathonprogramm, dessen Schwerpunkt auf Nurejews Schaffen als Ballettdirektor der Pariser Oper in den 1980er Jahren lag. Der Bogen reichte von Pierre Lacotte's "Paquita" über Bejards "Arepop" bis zu "Schwanensee", "Raymonda", "Manon" und "Don Quixote".

Im ersten der drei Teile wollte beim Publikum nicht so richtig die Stimmung aufkommen, die man bei einer Gala erwartet hätte. So manches Stück wäre da verzichtbar gewesen. Bei "Schwanensee" kam dann Stimmung auf, wenngleich man allerdings sagen muss, dass man schon spannendere Odiles und Prinzen im Haus am Ring erlebt hat.

Nach der ersten Pause ging es dann Schlag auf Schlag: Publikum und Tänzer waren aufgewärmt und bereit - für die Bach-Suite, "Raymonda" und "Don Quixote".

Lob und Aussicht

Am Ende der Saison streut Manuel Legris seiner Kompanie noch Rosen: Enthusiasmiert und mental offen seien die Tänzer - vielleicht auch deshalb weil sie spüren, dass er ihnen viel zu tun gibt und auf ihre Qualität vertraut. Während er zu Beginn kaum eine Besetzung für großes Ballett zusammengebracht habe, könne er nun jede Produktion zwei bis dreimal besetzen. Für einen Ballettdirektor eine beruhigende und wunderbare Tatsache.

Das Wiener Staatsballett geht in Sommerpause und ist am 23. September mit Georges Balanchines "Stravinski Violin Concerto", das 1972 für das legendäre Strawinski Festival des New York City Balletts entstanden ist, und mit Werken von Jerome Robbins wieder an der Wiener Staatsoper zu sehen.

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