Das Ende einer Ära

Festspielpräsident Rhomberg geht

Mit dem Abgang von Günter Rhomberg (73) als Präsident geht eine Ära der Bregenzer Festspiele zu Ende. Rhomberg steht dem renommierten Kulturfestival am Bodensee bereits seit 1981 vor, als die Festspiele in für sie unsicheren Zeiten in eine "zweite Pionierphase" aufbrachen. Bevor sich Rhomberg voraussichtlich im Frühjahr 2012 von den Festspielen verabschiedet, hat er vor wenigen Wochen noch Roland Geyer als neuen Intendanten (nach David Pountney) für die Zeit ab 2015 bestellt.

Als Rhomberg vor 30 Jahren das Präsidentenamt von Albert Fuchs übernahm, trat er damit auch in die Fußstapfen seines Vaters Walter Rhomberg, der den Bregenzer Festspielen von 1963 bis 1968 vorgestanden ist. Er wolle ein Programm bieten, das den Interessen der Jugend "eher als bisher entspricht", kündigte er damals an. Auf keinen Fall wollte man mit Salzburg und Bayreuth in Konkurrenz treten und einen vertretbaren Ausgleich zwischen Programmgestaltung und finanziellen Möglichkeiten finden.

Neue Zeitrechnung in Bregenz

Nach einem kritischen Rechnungshofbericht wurde 1982 der Vertrag mit Intendant Ernst Bär einvernehmlich aufgelöst und mit Franz Salzmann die Position des kaufmännischen Direktors eingeführt, der dem Intendanten gleichgestellt ist. Im Jahr darauf begann mit dem Engagement von Alfred Wopmann als künstlerischem Leiter eine neue Zeitrechnung der Bregenzer Festspiele. Der zuvor als Regisseur an der Wiener Staatsoper tätige gebürtige Welser verfolgte von Anfang an eine Öffnung des Programms und prägte die "Bregenzer Dramaturgie", die bekannte Mischung aus publikumswirksamen Opern auf der Seebühne und Raritäten im Haus. Mit den großen Publikumserfolgen ab Mitte der 1980er-Jahre ergab sich für Bregenzer Festspiele auch eine neue gesunde finanzielle Basis. "Die prägenden Jahre zwischen 1985 und 2003 brachten den Durchbruch zu wirklich internationalem Renommee", sagte Rhomberg in seiner letzten Eröffnungsrede am Mittwoch, 20. Juli 2011.

In die Amtszeit des gelernten Bauingenieurs Rhomberg fallen u.a. auch die wesentliche Vergrößerung des Festspielhauses: Aus dem zunächst bescheiden als "Probebühne" propagierten Zubau erwuchs die heute unverzichtbare "Werkstattbühne". Auch die Zuschauerkapazität auf der Seebühne wurde in den 1990er-Jahren auf knapp 7.000 Plätze erweitert, die Generalsanierung des Hauses (2005/06) belief sich auf 38,5 Millionen Euro. Organisatorisch gab es 1989 den Wandel vom Verein "Festspielgemeinde Bregenz" hin zur "Bregenzer Festspiele GmbH", da Rhomberg sich nicht mehr in der Lage sah, ehrenamtlich die Haftung für einen Betrieb mit einem Budget von mehr als hundert Millionen Schilling zu übernehmen. 2002 wurde die Bregenzer Festspiele GmbH in die Bregenzer Festspiele Privatstiftung umgewandelt.

Turbulente Wochen und Monate

Speziell die vergangenen Wochen und Monate verliefen für Rhomberg aber turbulent. Die Entscheidung über die Intendanz der Bregenzer Festspiele ab 2013 brachte viel Verwirrung und Misstöne mit sich. Dass der verdiente David Pountney gehen muss, wurde von vielen Festspiel-Beobachtern zunächst wenig goutiert, das damit verbundene Hin und Her - Pountneys Vertrag sollte dann doch noch für ein Jahr verlängert werden - noch weniger. Mit der Präsentation von Roland Geyer als Nachfolger von Pountney glätteten sich die Wogen jedoch schnell. Geyer war Rhombergs Wunschkandidat, der "eine dritte Pionierphase der Festspiele" begründen soll.

Günter Rhomberg wurde am 10. Juni 1938 in Bregenz geboren. Da sein Vater Walter im Baugewerbe tätig war, wurde auch er zunächst Bauingenieur (Dipl.-Ing., TU Graz 1963). Einen Namen in der Geschäftswelt machte er sich aber als Geschäftsführer im Unternehmen seiner Gattin Elke, Josef Hubers Erben, der Gründungsfirma der heutigen Huber Holding AG, für die er ab 1993 mehrere Jahre Vorstandsvorsitzender war. Öffentlich engagierte sich Rhomberg u.a. als Vorsitzender der Sektion Industrie in der Wirtschaftskammer Vorarlberg sowie als langjähriger Präsident der Österreichischen Textilindustrie.

Stiftungsvorstand der Josefstadt

Rhomberg arbeitet seit 1974 offiziell bei den Bregenzer Festspielen mit, der Respekt vor seinem Schaffen im Kulturbereich spiegelt sich auch in seiner Berufung zum Stiftungsvorstand des Theaters in der Josefstadt im Jahr 2005 wider. An öffentlichen Auszeichnungen seien das Goldene Ehrenzeichen des Landes Vorarlberg (1995) oder das Österreichische Ehrenkreuz für Kunst und Wissenschaft 1. Klasse (2002) erwähnt.