Sommerkomödie "I Phone You"

Smartphone als Kinostar

"I Phone You" heißt eine chinesisch-deutsche Koproduktion die diese Woche in den heimischen Kinos anläuft. Und wie schon der Titel erahnen lässt, spielt in dieser Sommerkomödie ein Smartphone eine zentrale Rolle.

Das Drehbuch dazu stammt vom deutschen Autor Wolfgang Kohlhaase, bekannt etwa für seine Bücher zu Konrad Wolfs "Solo Sunny" oder Volker Schlöndorffs "Die Stille nach dem Schuss".

Mittagsjournal, 05.08.2011

Seitensprung mit einem Geschäftsmann

Vom Luxushotel geht es für Ling Ling wieder zurück in die heruntergekommene Vorstadt Chongqings. Vom Seitensprung mit einem Geschäftsmann, wieder zurück in die Realität als Blumen verkaufender Clown. Doch dann kommt plötzlich ein Bote mit einem iPhone für die junge Frau. Vom Liebhaber, in Liebe aus Berlin.

Kurze Liebesbotschaften werden verschickt und Kurznachrichten als kleine Sprechblasen ins Bild gerückt. Für die chinesische Regisseurin Dan Tang ist das iPhone im Film einerseits Symbol der Liebe, der einzige Kontakt zwischen den beiden. Andererseits aber auch Statussymbol, das für Ling selbst nicht leistbar wäre.

Reise nach Berlin

Und mit dem Smartphone beginnt auch Lings Reise: Mit einer Adresse und dem iPhone in der Hand, sowie einer gehörigen Portion Naivität, will sie ihren Verehrer Yu in Berlin überraschen. Regisseurin Dan Tang spielt hier mit Klischees digitaler Beziehungen. Die Vertrautheit in digitalen Kanälen zerbricht an der Realität. Anstatt romantischem Empfang, wird Ling von Yus Chauffeur am Flughafen abgeholt. Der Chef ist beschäftigt - verheiratet - später vielleicht.

Dan Tang hat in Deutschland studiert, und wollte mit "I Phone You" nun einen Film machen, der zwischen ihrer chinesischen Heimat und Europa spielt. Und mit Wolfgang Kohlhaase konnte die junge Regisseurin einen prominenten Autor für ihr Projekt begeistern: "Letzten Endes ist es eine Geschichte, die auch zwischen Alexanderplatz und Bahnhof Zoo passieren könnte. Ein Mann sagt: Du fehlst mir sehr. Und dann kommt das Mädchen und sie fehlt ihm nicht so sehr. Eine alltägliche Geschichte mit einer gewissen Exotik, weil die halbe Welt dazwischen liegt und man heute die halbe Welt in Bild und Ton in einer Minute überbücken kann", so Kohlhaase.

Entspanntes Irren durch die Stadt

Das Schönste an "I Phone You" ist, wie entspannt Kohlhaase die junge Frau durch Berlin irren lässt. Zwischen Sprachproblemen und kulturellen Missverständnissen, zwischen Notunterkunft, vietnamesischer Blumenmafia und Studenten WG.

Schließlich ruft Yu doch noch an, aber in Slapstickmanier versagt genau dann der Akku. Und einmal ohne Smartphone geht gar nichts mehr. Erst recht nicht, wenn man sich mit Händen und Füßen und ein bisschen Englisch der Polizei erklären muss.

Von China zensuriert

"I Phone You" ist dabei ein weitgehend ruhig erzählter Film, keinesfalls politisch. Und trotzdem erregte er die Gemüter der chinesischen Zensurbehörden. Unter anderem musste etwa eine Szene mit einem Messerstich für die chinesische Fassung geändert werden. Das sei nun mal so, erzählt Dan Tang: "Jeder chinesischer Film wird zensiert, vom Exposee bis zum fertigen Film. Ich muss damit umgehen."

Willkommen in der chinesischen Realität des Filmemachens. "I Phone You" - eine Alltagsgeschichte in jeglicher Hinsicht.

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