US-Regierung unterstellt "Rechenfehler"

Ratingagentur entzieht USA die Bestnote

Die USA zählen nicht mehr zu den sichersten Schuldnern der Welt - zumindest nach der Einschätzung der Rating-Agentur Standard & Poor's. Die hat die Kreditwürdigkeit der USA herabgestuft - sicherheitshalber nach Börseschluss am Freitag, wohl um neue Panik unter den Anlegern zu vermeiden.

Morgenjournal, 6.7.2011

Tim Cupal aus Washington

Erste Abstufung in der Geschichte Amerikas

Trotz der Einigung im US-Schuldenstreit hat die Ratingagentur Standard & Poor's die Kreditwürdigkeit der USA erstmals von Triple-A um eine Stufe auf AA+ gesenkt. Es ist das erste Mal, dass die Kreditwürdigkeit der USA herabgestuft wird, und das am Ende der schlimmsten Börsenwoche seit der Finanzkrise 2008.

"Berechenbarkeit" der USA infrage gestellt

Es gebe "politische Risiken", dass die USA nicht die nötigen Maßnahmen ergreifen würden, um das Haushaltsdefizit in den Griff zu bekommen, erklärte Standard & Poor's ihre Maßnahme. Auch die "Berechenbarkeit der amerikanischen Politikprozesses" müsse infrage gestellt werden, heißt mit Blick auf das langwierige Gezerre zwischen Regierungslager und Opposition

Ratingagentur geht Schuldendeal nicht weit genug

Der nach wochenlangem Tauziehen zwischen Demokraten und Republikanern erreichte Schuldendeal sieht eine Erhöhung des Schuldenlimits von derzeit 14,3 Billionen Dollar (10.102 Milliarden Euro) vor. Dies solle mit Sparmaßnahmen in Höhe von 2,5 Billionen Dollar einhergehen. Standard & Poor's hatte aber bereits zuvor gewarnt, es seien Einsparungen in Höhe von vier Billionen notwendig. Die Agentur hatte Mitte Juli angekündigt, die US-Bonitätsnote zu überprüfen und eine Herabstufung vom Ausgang des Schuldenstreits abhängig gemacht.

US-Regierung unterstellt "Rechenfehler"

Die US-Regierung kritisierte die Entscheidung der Ratingagentur. Ihre liege ein Rechenfehler zugrunde, sagte ein Sprecher der Finanzministeriums. Eine Beurteilung, die mit einem Fehler von zwei Billionen Dollar behaftet sei, spreche für sich. In Regierungskreisen hieß es, die Agentur habe die Zahl zwar aus ihrer Analyse gestrichen, der Fehler lasse aber an ihrer Glaubwürdigkeit zweifeln. Die US-Notenbank erklärte, Auswirkungen auf die Konjunkturstützen der Federal Reserve wie das Notkreditprogramm und das Programm zum Aufkauf von Anleihen gebe es nicht. Auch gebe es keine Änderungen für die Banken im Umgang mit US-Bonds.

Fitch und Moody's geben weiter Bestnote

Die US-Ratingagentur Moody's hatte am Dienstag mitgeteilt, angesichts der Lösung im Schuldenstreit die Kreditwürdigkeit der USA weiterhin mit ihrer Bestnote "Aaa" zu bewerten. Die Note werde aber mit einer negativen Tendenz versehen. Moody's warnte, es bestehe das Risiko einer Herabstufung, falls die Budgetdisziplin in den USA im nächsten Jahr nachlassen sollte oder falls 2013 keine weiteren Konsolidierungsmaßnahmen beschlossen würden.

Auch die Kreditratingagentur Fitch hielt zunächst an der Topbonität "AAA" fest, machte aber ebenfalls klar, dass sie die Schuldenentwicklung in den USA weiter scharf im Auge behalten werde. Fitch kündigte aber eine genaue Prüfung des Budgetplans an, die Ende August abgeschlossen sein soll.

Kritik aus China

Aufgrund der Bedeutung des US-Dollar als Leitwährung könnte die Abwertung die Weltwirtschaft, die bereits unter der Euro-Krise leidet, weiter ins Trudeln bringen. China bekräftigte am Freitag seine Kritik, dass die Kürzungen in den USA und Europa nicht weit genug gingen. Die USA nähmen lediglich neue Schulden auf, um die alten abzubezahlen, kritisierte die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua.