Bhaghwan-Kommune trifft bayrische Provinz

Sommer in Orange

Eine Berliner Bhaghwan-Kommune in der bayrischen Provinz zu Beginn der 1980er Jahre. Dieser ungewöhnliche Zusammenprall der Kulturen bildet den Ausgangspunkt der Filmkomödie "Sommer in Orange" des deutschen Regisseurs Marcus H. Rosenmüller.

Rosenmüller hat ja mit seinem großen Erfolg "Wer früher stirbt, ist länger tot" dem Genre Heimatfilm ein neues, augenzwinkerndes Gesicht gegeben und dem bleibt er auch in seinem aktuellen Film treu.

Kulturjournal, 31.08.2011

Eigentlich lebt die kleine Bhaghwan-Kommune ja als Wohngemeinschaft in Berlin-Kreuzberg, doch dann erbt Kommunenmitglied Siddharta einen Bauernhof im tiefsten Bayern und so wird der Umzug ins vermeintliche ländliche Idyll beschlossen. Vegetarische Kost trifft da auf Weißwürste und wallende orange Gewänder auf krachende Lederhosen.

Regisseur Marcus H. Rosenmüller meint zwar, man müsse das Thema ernst nehmen, aber ein bisschen Überspitzung gesteht er sich schon zu. "Es geht um meine Sichtweise."

Gusto versus Regeln

Erzählt wird der Film aus der Perspektive der zwölfjährigen Lilli, ein Produkt der in der Kommune praktizierten freien Liebe. Sie erlebt das Aufeinanderprallen der Welten in der Schule. Leicht ist das Außenseitertum nicht und Lilli tauscht schließlich heimlich, um sich anzupassen, jeden Morgen auf dem Schulweg ihr orangenes Leinenkleid gegen ein Dirndl ein.

Auch den erwachsenen Sektenmitgliedern fällt es nicht immer leicht, sich an Bhagwans Regeln, wie etwa der fleischlosen Kost, zu halten. So schleicht sich Siddharta - übrigens dargestellt vom Österreicher Georg Friedrich - in einem unbeobachteten Moment zum örtlichen Fleischhauer.

Feel-Good-Movie zum Schmunzeln

Das Drehbuch zu "Sommer in Orange" stammt von der deutschen Filmemacherin Ursula Gruber und basiert auf ihren eigenen Kindheitserlebnissen in einer Sannyasin-Kommune südlich von München. Und auch Regisseur Marcus H. Rosenmüller war mit den Weisheitslehren und Lebenspraktiken der Bhaghwan-Jünger schon im Vorfeld vertraut. Erfahrungen konnte er da bereits während seines Studiums sammeln, als er in Indien Austauschprogramme absolvierte. Auch seinen Studien-Abschlussfilm hat er in Indien gedreht, erzählt er.

"Sommer in Orange" ist ein Feel-Good-Movie, das man mit einem friedlichen Schmunzeln verfolgt und das gar nicht versucht, in die Tiefe zu gehen oder den Zuschauer mit dramaturgischen Wendungen zu überraschen; das aber auch gar nicht vorgibt, solche Ansprüche einzulösen.

"Ich hab ein Faible für diese Sommergeschichten", sagt Rosenmüller. "Ich mag das, wenn man lachen kann." Sommer in Orange - Ein harmoniebedürftiger Film von einem harmoniebedürftigen Regisseur, mit dem man das Ende des Sommers begehen kann, bevor der Ernst des Lebens wieder losgeht.

Textfassung: Ruth Halle