Schocker von Pedro Almodóvar
Zum aus der Haut fahren!
"Die Haut, in der ich wohne" nennt der spanischen Regisseur Pedro Almodóvar seinen neuesten Film. Eine Mischung aus Thriller und Horrorfilm rund um die Geschichte eines fast perfekten Verbrechens.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 08.10.2011
Was ist stärker, als die Liebe eines Vaters zu seiner Tochter? Der Hass, den er entwickeln kann auf jenen Menschen, der ihr Leben zerstört hat. Im Zentrum: ein Schönheitschirurg (Antonio Banderas), der nicht nur seine durch eine Vergewaltigung in den Wahnsinn getriebene Tochter, sondern auch seine durch einen Autounfall körperlich verunstaltete Frau verloren hat, beide durch Selbstmord. Seither forscht er mittels Gentechnik an einer unzerstörbaren Haut, ohne ethische Skrupel.
Rücksichtslose Körpermanipulation
Die Rache, die sich Pedro Almodovar in "Die Haut, in der ich wohne" ausgedacht hat ist erlesen und subtil. Hier Details zu erwähnen, würde die Spannung im Kino enorm schmälern. Nur so viel: Was kann perfider sein, als jemandem seine Geschlechteridentität durch rücksichtslose Körpermanipulation zu rauben? Auch Pedro Almodóvar hält sich bedeckt: "Es geht diesmal vor allem um das Überleben und um den Missbrauch von Macht."
Laboratorium des Schreckens
Ein Arzt, der seinen Erfolg mit schicker Fassade nach außen hin verkörpert und innerlich längst vom Wahnsinn getrieben wird, ein spanisches Landgut wie aus dem Bilderbuch, und darin ein Laboratorium des Schreckens, die perfekte Tarnung eines Verbrechens durch ein Gesicht, das man der Tat nicht mehr zuordnen kann, Körper, degradiert zu reiner Experimentiermasse, die Entfremdung von Menschen, die nur mehr als beziehungslose Objekte wahrgenommen werden. Der Horror kennt hier viele Facetten, von eindeutigen Genremarkierungen keine Spur. Er setze nicht auf direkte Schockmomente, der ganze Film sollte "auf sublime Weise Angst verbreiten", so Pedro Almodóvar.
Schrill und dezent
Pedro Almodóvar, der Spezialist für Geheimnisse im Kino, hat auch hier wieder eines entworfen: erzähltechnisch raffiniert, stilistisch schrill und dezent zugleich, Zitate vom italienischen Trash-Film der 1960er bis hin zu Hitchcock. Hier ist jedenfalls ein moderner Dr. Frankenstein am Werk, der die Technologie selbst zum Monster erhoben hat.
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Die Haut, in der ich wohne (spanisch)