Tote bei Ausschreitungen

Straßenschlachten in Kairo

Mindestens 24 Menschen sind Sonntagabend ums Leben gekommen, als eine zunächst friedliche Demonstration koptischer Christen in brutale Gewalt umschlug. Mehr als 200 Menschen wurden verletzt. Die Christen hatten gegen einen Brandanschlag auf eine ihrer Kirchen im Süden des Landes protestiert.

Morgenjournal, 10. 10. 2011

Unglaubliche Brutalität der Militärpolizei

Es waren die schlimmsten Ausschreitungen in Kairo seit dem Sturz Mubaraks vor acht Monaten. Koptische Christen, die etwa zehn Prozent der 85 Millionen Ägypter ausmachen, hatten zunächst friedlich für mehr Schutz ihrer Minderheit demonstriert und gegen muslimische Extremisten protestiert, die in Assuan eine Kirche niedergebrannt hatten.

Als ihr Marsch vor dem Fernsehgebäude in Kairo ankommt, schlagen die Proteste in Gewalt und Straßenschlachten um. Es fliegen Steine und Molotowcocktails, die Militärpolizei setzt Tränengas und Gummigeschosse ein und greift schließlich zu brutalster Gewalt. Ein Video zeigt, wie gepanzerte Kastenfahrzeuge des Militärs Demonstranten richtiggehend nachjagen und sie einfach überfahren.

"Polizei hat angefangen"

Mit den Kopten demonstrieren auch Muslime, etwa Theima Almihi von der sozialdemokratischen Partei. Derartige Gewalt gegen Demonstranten, sagt er zum Sender BBC, sei sie nicht einmal in den Tagen der Revolution eingesetzt worden. Und: Al Mihi behauptet das Gegenteil der Polizei, nämlich dass diese diese angefangen habe: "Die Sicherheitsorgane haben die Gewohnheit Schlägerbanden zur Provokation einzusetzen. Ich habe mit meinen eigenen Augen gesehen, wie die Militärpolizei die Demonstranten angegriffen hat."

Ägyptens Zukunft gefährdet

Noch am Abend ruft der Premerminsiter der Übergangsregierung, Essam Sharaf, zur Ruhe auf, und beschuldigt nicht näher genannte Kräfte von innen und außen, den Plan zu verfolgen, die Demokratie in Ägypten zu unterminieren. Die Spannungen zwischen Christen und extremistischen Muslimen haben in den vergangenen Monaten der Übergangsphase zugenommen. Ende November sind erste freie Parlamentswahlen geplant - Ereignisse wie gestern Abend sind eine ernsthafte Bedrohung auf dem Weg Ägyptens in eine neue Zukunft.Die ägyptische Führung hat nach den blutigen Ausschreitung eine nächtliche Ausgangssperre verhängt.