Das Geheimnis der Einhorn

Steven Spielbergs "Tim und Struppi"

"Die Abenteuer von Tim und Struppi" des belgischen Zeichners Hergé gehören zu den erfolgreichsten europäischen Comic-Serien. Jetzt hat Steven Spielberg die Geschichten rund um den jungen Reporter und seinen kleinen, weißen Hund auf die Kinoleinwand gebracht.

Kultur aktuell, 24.10.2011

In "Das Geheimnis der Einhorn" geht es um die Suche nach einem untergegangenen Schiff, das mit unermesslichen Schätzen beladen war. Die Weltpremiere des Films - im englischen Original "The Adventures of Tintin" - fand am Samstag in Brüssel, der Geburtsstadt des Comichelden statt.

Spielfilm in 3D

Viel Zeit zum Atemholen bleibt nicht in "Die Abenteuer von Tim und Struppi - Das Geheimnis der Einhorn". Ein geheimnisvoller Brief gibt den Anstoß zu einer Schatzsuche, die sich schnell zu einem Wettlauf mit dem Bösewicht Iwan Sakharin entwickelt. Spielberg hat sein Abenteuer nicht nur in 3D gedreht, er hat sich auch der Motion-Capture-Technik bedient. Dabei halten bis zu hundert Kameras gleichzeitig Mimik und Bewegungen von realen Schauspielern fest, anschließend werden die Daten auf die vorgezeichneten Comichelden übertragen.

"In den 1980er-Jahren, als ich erstmals den Plan fasste, Tim und Struppi zu verfilmen, wäre mir nie eingefallen, einen Animationsfilm zu drehen", erinnert sich Spielberg. "Dann haben sich die Möglichkeiten des Kinos so rasant weiterentwickelt, dass ich plötzlich erkannt habe, dass es da jetzt eine Technologie gibt, die eine perfekte Übersetzung von Hergés Büchern auf die Leinwand erlaubte."

Tims Reinheit des Charakters

Neben der Ästhetik der Comicvorlage wollte Steven Spielberg auch deren besonderer zeitloser Atmosphäre treu bleiben. Handys, Fernseher oder moderne Autos kommen deshalb im Film nicht vor. "Tim ist nicht Teil der Gegenwart", betont Spielberg. "Wir wollten ihn deshalb auch nie dem Geschmack heutiger Jugendlicher anpassen. Was diese Figur auszeichnet, ist die völlige Reinheit ihres Charakters, die im Gegensatz steht zu den wildexotischen Gestalten, die sie umgeben. Und genau dieser Kontrast zwischen dem pfadfinderhaften Tim und diesen verrückten Figuren sorgen für den Witz und die Spannung der Geschichte."

Spielberg stieß erst Anfang der 1980er Jahre, er war damals bereits jenseits der Dreißig, auf Tim und Struppi, im Amerika seiner Kindheit waren Comics aus Europa nämlich weitgehend unbekannt. Spielberg war dann aber sofort Feuer und Flamme und kontaktierte umgehend den damals 75-jährigen Hergé: "Ich bin sehr traurig, dass ich nicht mehr die Chance hatte, Hergé zu treffen, wir telefonierten jedoch miteinander, drei Wochen vor seinem Tod im März 1983. Er war ein großer Fan meines Indiana Jones Films 'Jäger des verlorenen Schatzes' und wünschte sich, dass ich 'Tim und Struppi' verfilme. Es war eines der aufregendsten Telefongespräche meines Lebens."

Kindlicher Humor

Fans von Tim und Struppi werden an Spielbergs Film ihre Freude haben, erlaubt er doch bei aller hochmodernen Technologie eine nostalgische Rückkehr in die Welt Hergés und der eigenen Kindheit. Anderen werden der Held wohl zu Recht etwas eindimensional und der Humor einigermaßen kindlich vorkommen. Aber das gilt gleichermaßen für Film und Comic-Vorlage.