"Es gibt keinen Cronenberg-Stil"

Cronenbergs Freud-Film

Das Zerwürfnis zwischen Sigmund Freud und dem Schweizer Psychoanalytiker C. G. Jung ist legendär in der Geschichte der Psychoanalyse. Nun rollt der kanadische Filmregisseur David Cronenberg den Fall in seinem Film "Eine dunkle Begierde" nochmals auf.

Die strenge äußere Ordnung einer Gesellschaft und das innere Chaos ihrer Individuen, in diesem Spannungsfeld siedelt der kanadische Regisseur David Cronenberg eine Dreiecksbeziehung an, die eine Ausnahmesituation an die andere reiht. Zwischen geistiger und wissenschaftlicher Hingabe einerseits und emotionaler Verausgabung andererseits. Sigmund Freud, Carl Gustav Jung und dessen Patientin und Schülerin Sabina Spielrein, "eine intellektuelle Menage à trois", so Regisseur David Cronenberg.

Ansammlung von Widersprüchen

Während Freud und Jung immer weiter in einen offenen fachlichen Machtkampf abdriften - streng wissenschaftlich der eine, offen für Neues, der andere - gerät Jung mit Spielrein ins ethisch bedenkliche Terrain seiner eigenen sexuellen Begierden, zaghaft, aber bestimmt die Annäherung.

David Cronenberg skizziert die Geschichte dieser Dreiecksbeziehung als komplexe Ansammlung von Widersprüchen, zwischen Denken und Fühlen, zwischen Suche nach Wahrheit und der Kunst der Lüge bis hin zur völligen Selbstverleugnung, schließlich eine Sexualität, die alle Facetten ihrer konstruktiven wie destruktiven Macht zugleich offenbart.

Tabakflecken im Café Sperl

Teile von "Eine dunkle Begierde" wurden in Wien gedreht, um, wie David Cronenberg meint, die Authentizität des Films zu gewährleisten: "Die Stiege zu Freuds Wohnung in der Berggasse ist etwa eine gute Inspiration für die Schauspieler gewesen", so Cronenberg. Und weiter: "Das Wiener Café Sperl als Drehort strahlt ja heute noch eine Atmosphäre aus, als könnte man die von Freuds Zigarrenqualm hinterlassenen Tabakflecken an den Wänden erkennen".

Kritiker haben bei aller Anerkennung vermerkt, dass dem Film der typische Cronenberg-Stil fehle, also die eindeutige Handschrift des Altmeisters. Aber wie denn auch, entgegnet dieser gelassen: "Es gibt gar keinen Cronenberg-Stil."

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