Aufwühlender Blick hinter die Kulisse

Doku über Tierschützer-Prozess

Es war einer der wohl meist beachteten Prozesse der letzten Jahre: der Tierschützer-Prozess. Über ein Jahr standen 13 Aktivisten, angeklagt nach Paragraf 278a, dem "Mafiaparagrafen", in Wiener Neustadt vor Gericht. Der österreichische Dokumentarfilmer Gerald Igor Hauzenberger fasst in seinem Film "Der Prozess" die Fakten rund um diesen Justizskandal noch einmal zusammen und blickt hinter die Kulissen.

Hauzenberger erhielt für seinen Film zuletzt den Wiener Filmpreis für den besten Dokumentarfilm. Ab Freitag, 18. November 2011 "Der Prozess" in den heimischen Kinos zu sehen.

Kultur aktuell, 17.11.2011

Verdeckte Ermittlungen

Der Tierschützer-Prozess im vergangenen Jahr, er sorgte in mehrfacher Hinsicht für Kopfschütteln und Ratlosigkeit, bei Angeklagten wie Experten. Die Art und Weise, wie hier gegen Aktivisten vorgegangen wurde. Telefonüberwachung und verdeckte Ermittlungen. Tierschützer letztlich angeklagt wegen des Verdachts auf Bildung einer kriminellen Organisation. Albert Steinhauser, Justizsprecher der Grünen äußert im Film eine Vermutung, warum es hier so weit gekommen sein könnte.

Entlarvend eine Szene am Jägerball, wo sich naturgemäß Jagdgesellschaft, aber auch Pelzindustrie und Politik ein Stelldichein geben. Die Frage nach dem möglichen warum, ist dabei aber nur einer von vielen Aspekten in Gerald Igor Hauzenbergers Film. Er fasst die Fakten noch einmal zusammen, rekonstruiert den Ablauf des Prozesses, holt Experten vor die Kamera und zeigt Aktionen der Tierschützer. Dabei sind es viele kleine Szenen, die verwundern und bisweilen auch schockieren.

Staat zu keiner Stellungnahme bereit

Aussagen und Drohgebärden von Jägern gegenüber den Tierschützern, oder das Vorgehen von Polizeibeamten gegenüber Hauzenbergers Team.

Hauzenberger holt alle Seiten vor die Kamera, nur eine fehlt, die Vertreter des Staates: Innenministerium, Staatsanwaltschaft und Ermittler waren bis zum Schluss zu keiner Stellungnahme bereit. Einzig der damaligen Justizministerin Claudia Bandion-Ortner (ÖVP) begegnete Hauzenberger zufällig im Parlament. Sie äußerte sich dann zum viel diskutierten Paragrafen 278a.

Feindstrafrecht?

Anders hier die Meinungen von Experten, die von Feindstrafrecht sprechen, wo man vom Täter zur Tat komme. Ein Paragraf der zu Willkür einlade, so auch Hauzenberger - ein Schlupfloch für die Ermittler, um über vage Verdachtsmomente gegen die Zivilgesellschaft aktiv zu werden.

Irgendwie passend zu diesem Prozess, dass am Ende ausgerechnet eine verdeckte Ermittlerin die wichtigste Entlastungszeugin für die Tierschützer war. Ihre Aussagen veranlassten die Richterin gar von einer "alternativ strukturierten Realität der SOKO" zu sprechen. Der Prozess endete in erster Instanz mit einem Freispruch in allen Punkten. Ein Happy End auch für diesen aufwühlenden wie wichtigen Film.

Hinweis: Ein Gespräch mit Regisseur Gerald Igor Hauzenberger hören Sie im Filmmagazin "Synchron" am Donnerstag, 17. November 2011, 16:40 Uhr in Ö1.

Service

Mehr dazu in fm4.ORF.at und viennale.ORF.at

Der Prozess - Website zum Film