Mehr Herz, weniger Technik

3D-Märchen "Arthur Weihnachtsmann"

Mit den Wallace & Gromit-Filmen und "Chicken Run" spielt das britische Filmstudio Aardman Animations seit Jahren in der ersten Liga des Animationsfilms. Die liebevoll schrulligen Figuren und der stets satirische Unterton sind zu einem Markenzeichen geworden - Eigenheiten, die seit der Kooperation mit Sony Pictures geblieben sind. Auch im neuen Aardman-Abenteuer "Arthur Weihnachtsmann" finden sie sich wieder.

Mittagsjournal, 17.11.2011

Hektisches Treiben der Familie Weihnachtsmann

Wie schafft es der Weihnachtsmann nur, all die Geschenke an all die Kinder in aller Welt zu verteilen? Und das nur in einer einzigen Nacht. Eine knifflige Frage, der Film "Arthur Weihnachtsmann" hat die Antwort. Geschenke ausliefern ist nämlich längst kein verstohlenes Schlüpfen durch den Kamin mehr, sondern gleicht dem Einsatz einer Anti-Terror-Einheit.

Die Familie Weihnachtsmann dirigiert das hektische Treiben vom Nordpol aus, Vater Weihnachtsmann, ein gemütlicher Dicker, ist nur ein Strohmann, der den romantischen Schein aufrechterhalten soll. Das Kommando hat längst Sohn Steve übernommen, ein Technik-Freak mit militärischem Drill. Doch dann passiert ein gravierender Fehler: Ein Geschenk wird nicht ordnungsgemäß ausgeliefert, ein Kind wird also vergessen.

Generationenverbindend

Altmodischer Schlitten statt Transportraumschiff, sechs Rentiere anstelle von 15,22 Billionen RS, also Rentierstärken, Landkarte statt Navigationssystem, insgesamt also weniger Technik und mehr Herz, das ist die Stoßrichtung, mit der Arthur und sein schrulliger Großvater ganz generationenverbindend das heilige Fest zu retten versuchen.

Arthur verkörpert dabei jene naive Unschuld, die sich Nostalgiefans als wahren Geist für Weihnachten wünschen. Arthur sei wie ein Kind, das schon am Tag vor Weihnachten nicht schlafen könne, meint Regisseurin Sarah Smith.

Verfrühtes Weihnachtsgeschenk

Ein Rentier mit Halskrause gibt eine Art Dorftrottel, Plüschpantoffeln mit Leuchtaugen, quasi made in China, ein Kinnbart in Christbaumform, eine Kommandobrücke wie aus dem Raumschiff Enterprise, Abseilmanöver, als wär man in einer "Mission Impossible", ein kurzauftritt von Aardmans legendärem Schaf Shaun.

Wie immer zeichnet sich auch dieses Aardman-Abenteuer durch filmische Referenzen und die Liebe zum Detail aus, bis hinein in die Nebenrollen, etwa eine umtriebige Elfe als Verpackungsgenie. Reines Retro-Plädoyer nach dem Motto "Früher war alles besser" oder doch mehr? Zumindest im Subtext ist die Kritik an gegenwärtigen Weihnachtritualen kommerzieller Natur unverkennbar, ohne aufdringliche Belehrungsgesten. Nicht zuletzt deshalb ist "Arthur Weihnachtsmann" ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk.