Satireformat im Rabenhof und im ORF

Wir Staatskünstler

"Wollen Sie Scheuba, Maurer und Palfrader - oder Kunst und Kultur?" Diese Frage, die an ein Wahlplakat der FPÖ aus den 1990er Jahren erinnert, stellen die drei Kabarettisten in ihrem neuen Programm. "Wir Staatskünstler" feierte am 21. November 2011 im Wiener Rabenhof Theater Premiere und ist ab 1. Dezember auch als neues Satireformat im ORF zu sehen.

Kultur aktuell, 22.11.2011

Niemand bleibt verschont

"Nestbeschmutzen - Österreich vernadern - die Bevölkerung beschimpfen" - das sind die vorrangigen Aufgaben "Staatskünstler" Scheuba, Maurer und Palfrader, heißt es im neuen Programm. Hochsubventioniert trinken sie auf Staatskosten Champagner und residieren in der verwaisten Luxusvilla, in der schon Thomas Bernhard, Peter Turrini, André Heller und Elfriede Jelinek gewohnt haben.

Und weil auch die Hand beißen, die einen füttert, zur Aufgabe der Staatskünstler gehört, bleibt an diesem Abend niemand verschont. Politiker und Minister aller Parteien, der Bundeskanzler, die Lobbyisten, der ORF und die Medien.

Ofczarek als Nico Pelinka zugeschaltet

Werner Faymann, Hansi Hinterseer und HC Strache werden als wahre Staatskünstler entlarvt, Reinhard Gaugg als Polizeiopfer und Maria Fekter als Entertainerin. Nicholas Ofczarek ist als Nico Pelinka via Smartphone zugeschaltet und meldet vorsichtige Bedenken, ob der Fernsehtauglichkeit an und in der Rubrik "Gaugg den Meischi" darf das Publikum via Abstimmung Politiker in die Privatwirtschaft abwählen.

Anfang des Jahres sorgten die Kabarettisten mit einer Lesung aus unveröffentlichten Teilen der Grasser-Abhörprotokolle im BUWOG-Skandal für Aufsehen. Und weil man den Satz "in Wirklichkeit ist die Wirklichkeit das beste Kabarett" nicht mehr hören kann, bringt man mit dem Dokument der Woche - regelmäßig ein Schmankerln aus der Wirklichkeit. Diesmal Auszüge aus einem unveröffentlichten Meischberger Einvernahme Protokoll.

Einzig die Kirche verschont man bewusst. Damit sei kein Tabu mehr zu brechen - stattdessen wird der an ihre Stelle getretene Kapitalismus geschmäht: "Am Münchner Residenztheater lässt der Frank Castorf derzeit Schauspieler auf Kruzifixe urinieren. Kein Skandal. Die im Publikum, die noch nicht eingeschlafen sind, die paschen dann brav. Da sieht man ganz deutlich, welche Religion tief im Volk verwurzelt ist. Weil versuchen sie einmal, an einem langen Einkaufssamstag in der Shopping City auf einen Bankomaten zu brunzen, da werden sie gelyncht."

Premierenpublikum begeistert

Im begeisterten Premierenpublikum viele bekannte Gesichter aus der heimischen Kabarett-, Künstler- und Medienszene, aber auffallend wenig Politiker. Vorschläge für mögliche Bewertungen des Dargebotenen, lieferten die Staatskünstler am Ende dann selbst: "Abgehoben, pseudolässig, immer gleiche Gfrieser, Villacher-Fasching-Schmäh-Niveau, aber deutlich mieser..."

Wer sich sein Urteil lieber selber bildet: Die "Staatskünstler" sind im Wiener Rabenhoftheater zu sehen und ab 1. Dezember 2011 auch im Rahmen der ORF Donnerstag Nacht.

Service

Mehr zur Donnerstag Nacht in tv.ORF.at

Ö1 Club-Mitglieder bekommen im Rabenhof Theater ermäßigten Eintritt (20 Prozent).

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