Schottenberg inszeniert Brecht

"Dreigroschenoper" im Volkstheater

Am Freitag, 16. Dezember 2011 hat am Wiener Volkstheater der Klassiker "Die Dreigroschenoper" Premiere, das vielleicht erfolgreichste Stück von Bertolt Brecht. Die Musik stammt von Kurt Weill. Hausherr Michael Schottenberg inszeniert.

Mittagsjournal, 16.12.2011

Ein aktuelles Stück

Die "Dreigroschenoper" hatte im August 1928, also während der großen Wirtschaftskrise am Berliner Theater am Schiffbauerdamm Premiere und brachte dem Duo Bertolt Brecht/Kurt Weill den Durchbruch.

Und auch heute hat die "Dreigroschenoper" nichts von ihrer Aktualität verloren, meint Regisseur Michael Schottenberg: "Die Zeit ist immer reif für die 'Dreigroschenoper', ich meine jetzt ganz besonders. Die Verbrecher sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen, die stehen im grellen Licht, anders als noch bei Brecht – in dieser Zeit sind wohl die Verbrecher noch im Düsteren gestanden. Nur einer ist im grellen Licht gestanden, der hat die Welt in den Abgrund gestoßen. Jetzt sind sie alle im grellen Licht und sie werden gestürzt, wie man in Nordafrika sieht, da sind die Menschen tapfer. In Italien ist es auch so geschehen, auch in Griechenland wurde eine korrupte Regierung gestürzt. Die Zeit ist reif. Wann, wenn nicht jetzt."

Kalt, scharf und ohne Charme

Wie soll man Brecht, insbesondere die "Dreigroschenoper", inszenieren? Darüber wurden schon dicke Wälzer geschrieben. "Der Text spricht für sich. Man muss das Wort wörtlich nehmen und man muss Brecht ernst nehmen und man darf ihn nicht verkitschen und man muss es so inszenieren, wie es dasteht: kalt, scharf und ohne Charme", so Schottenberg.

So ist die Bühne ein nüchterner, holzgetäfelter Raum, hinter dessen Türen sich immer wieder Überraschungen verbergen - einmal eine Bar, dann wieder Separees in einem Bordell und der Auftritt einer Polizei-Razzia.

Gassenhauer

Viele der Songs aus der "Dreigroschenoper" sind ja schon regelrechte Gassenhauer. Hat man da als Regisseur nicht auch den Stress, dass die Akteure mit berühmten Vorgängern wie Lotte Lenya und Juliette Greco verglichen werden?

"Nein. Wenn man solche Schauspieler und Sänger zur Verfügung hat, dann hemmt es einen überhaupt nicht, denn dann kann man ja Wert legen auf die Musik. Das Problem ist bei diesem Stück, dass meistens Schauspieler das singen. Würden es Sänger singen, würden sie wahrscheinlich die Schärfe des Textes nicht so rüberbringen. Ich glaube das ist wesentlich, dass man sehr gute Singschauspieler zur Verfügung hat und nicht umgekehrt", betont Schottenberg.

Maria Bill ist die Jenny, in anderen Hauptrollen sind Marcello de Nardo als Macheath, Patrick O. Beck als Peachum und Katharina Straßer als dessen Tochter Polly zu sehen und zu hören.

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