"The Future" mit Kater

Ins Nirgendwo

Ab dieser Woche ist Miranda Julys neuer Film in den heimischen Kinos zu sehen: "The Future". Mit viel Liebe zum Detail stellt die Filmemacherin diesmal ein junges Paar in den Mittelpunkt.

Für ihren Film "Ich und du, und alle die wir kennen" erhielt die US-amerikanische Künstlerin Miranda July 2005 bei den Filmfestspielen in Cannes die Goldene Kamera für den besten Debütfilm. Mit viel Liebe zum Detail thematisierte sie darin die Unfähigkeit, über Gefühle zu sprechen.

Kultur aktuell, 28.12.2011

Beide Mitte 30. Er einen Telefonjob als Softwareberater. Sie Tanzlehrerin. Die Beziehung bloße Routine in einem lethargisch gelebten Alltag, in dem beide nicht viel mit sich anfangen können. Da beschließen Sophie und Jason, einen Kater aus einem Tierheim zu adoptieren.

Schon der Gedanke, in einem Monat Verantwortung für ein Haustier übernehmen zu müssen ist für die beiden dann Überforderung und Weckruf zugleich. Sie wollen ihr Leben noch einmal radikal ändern. Jason übernimmt einen ehrenamtlichen Job bei einer Umweltschutzorganisation, sie versucht sich als Performerin. Inszeniert kleine Tanzszenen die sie auf YouTube stellen will.

Gefühle im Vordergrund

Regisseurin und Hauptdarstellerin Miranda July ist selbst Performance-Künstlerin. Daneben arbeitet sie als Musikerin, schreibt Kurzgeschichten und stellte 2009 auf der Kunstbiennale in Venedig aus. Ein Multitalent. Der Film "The Future" sei nun eine Durchmischung verschiedener künstlerischer Ansätze, so July. Die Übersetzung einer Idee für eine Performance in einen Film.

Viele der Szenen in "The future" würden wohl auch als Videoinstallationen funktionieren. Metaphorisch verwebt in die Geschichte von Sophie und Jason. Vom Kater sieht man meist nur die verbundene Pfote, dafür hält er immer wieder Monologe. Über das, was es zu entdecken gäbe, er aber nie erleben durfte. Sinnbildlich für all das, was die beiden Hauptfiguren hätten tun können, aber nie getan haben. Viel Konjunktiv und Metaphorik also... Dabei sei ihr weniger die Symbolik solcher Szenen wichtig gewesen, als die Gefühle, die sie vermitteln, so July.

Magische Momente

Zwischen Aufbruchstimmung und Lethargie. Hoffnung und Hoffnungslosigkeit. Alltagsgeschichte und Fiktion. Jason kann in diesem Monat des Wartens auf den Kater plötzlich die Zeit anhalten, die ihm aber trotzdem durch die Finger läuft, Sophie beginnt eine Affäre mit einem älteren Mann. Erlebt ihre mögliche Zukunft mit Haus, Garten und Kind, die aber auch nicht das hält, was sie sich von ihr erhofft.

Miranda July führt entlang eines skurrilen Kuriositätenkabinetts durch den Film. Für jene, die Julys Stil mögen, können es viele magische Momente sein, für andere eine Aneinanderreihung an Belanglosigkeiten. Irgendwann im Film taucht ein Bild M. C. Eschers auf: sich ins Unendliche windende Treppen. Ein Bild passend zum Film, denn "The Future" führt überall und zugleich nirgendwo hin.