Cheyenne reist zu sich selbst

Platz gefunden!

"Zu Hause ist, wo ich sein will", lautet die erste Textzeile aus dem Song "This Must Be The Place" von den Talking Heads und zugleich kann man das auch als das Motto des Films "Cheyenne - This Must Be The Place" von Paolo Sorrentino sein. Im Mittelpunkt: Die Jagd nach einem ehemaligen Nazi in den USA und die Sinnsuche eines alternden Rockstars.

Kultur aktuell, 04.01.2012

Um die 50, grellrote Lippen und weiß geschminktes Gesicht, eine kohlrabenschwarze, auftoupierte Haarpracht. Eine schrullige, weltverlorene, geradezu naive Erscheinung. Auf den ersten Blick wirkt Cheyenne (Sean Penn) wie ein abgetakelter Rockstar, einer von jenen, die nicht aufhören können. Doch Cheyenne hat schon vor 20 Jahren mit der Musik aufgehört. Seither quält ihn eine Depression. Dann stirbt der Vater, mit dem Cheyenne lange keinen Kontakt hatte. Die Neuigkeiten: Der Vater hat sein Leben der Suche nach seinem Peiniger in Auschwitz gewidmet.

"Aufrichtigkeit und Reinheit"

Nun beginnt für Cheyenne nicht nur die Fortsetzung der Suche nach dem ehemaligen KZ-Schergen seines Vaters, sondern auch die Suche nach sich selbst, ein Prozess des Erwachsenwerdens. Regisseur Paolo Sorrentino: "Eine der liebenswertesten Seiten an dieser Figur ist ihre Aufrichtigkeit und Reinheit, Ihre Unversehrtheit. Cheyenne bringt dadurch auch unvermutet Freude in das Leben anderer Menschen." Sorrentino bedient ein klassisches Road-Movie-Motiv, eine Reise wird zum Vehikel einer Identitätsverortung.

Surreale Überhöhungen

Unterwegs begegnen Cheyenne allerlei skurrile Figuren: von einer jungen Frau, deren Sohn er von seiner Wasserscheu befreit über einen Waffenhändler, der über die Präzision beim Töten philosophiert, bis hin zur Ehefrau des gesuchten KZ-Wärters. Das Motiv des Holcausts und vor allem der Rache tritt im Verlauf des Films "Cheyenne - This Must Be The Place" immer mehr in den Hintergrund.

Regisseur Sorrentino rahmt seine Geschichte in surreale Überhöhungen, sei es durch Kameraverzerrungen, ein extravagantes Farbenspiel oder besonders bizarre Schauplätze wie Wüsten und Schneelandschaften. Der Soundtrack von Ex-Talking-Head David Byrne klebt die Stationen dieser Reise durch die USA zusammen und so ist am Ende nicht nur der Film ein stimmiges Ganzes, sondern auch Cheyenne bei sich selbst angekommen.