Noch einmal aufmucken

Die Muppets wieder im Kino

Kermit, der Frosch, Miss Piggy, Fozzie Bear und die vielen anderen Muppets - ihren frechen Humor durften Jim Hensons Geschöpfe in bisher sechs Spielfilmen ausleben. Nummer sieben läuft dieses Wochenende in den österreichischen Kinos an.

Schon der simple Titel "The Muppets" deutet an, dass es für die Kreaturen zurück zu ihren Wurzeln geht. Nämlich ins "Muppet Theater", das von einem Industriellen aufgekauft und abgerissen werden soll, da er darunter Ölquellen vermutet. Vor seinem USA-Start hat diese Drehbuchidee in Amerika bereits für etliche Kontroversen gesorgt, denn einige Kommentatoren warfen den "Muppets" kurzerhand linkslinke Propaganda und liberale Gehirnwäsche von unschuldigen Kindern vor.

Kultur aktuell, 18.01.2012

Glanz und Glorie vergangener Tage liegen brach: In der von Finanz- und Identitätskrisen gebeutelten Gegenwartswelt scheint es nur logisch, dass das Muppet Theater im Herzen der Unterhaltungsindustrie vor sich hin gammelt. Die Muppets selbst sind schon längst enteignet: Kermit darbt in seiner Villa vor sich hin, Fozzie Bear tritt in einer Spelunke auf und Miss Piggy ist Chefredakteurin der französischen "Vogue".

Der geplante Abriss des alten Theaters lässt die "Muppets" noch ein letztes Mal aufmucken. Dass sie die Systemkritik beherrschen, haben sie schon mehrfach unter Beweis gestellt. Zum Beispiel in ihrem ersten Kinofilm "The Muppet Movie" aus dem Jahr 1979. Damals will ein gieriger Fast-Food-Unternehmer Kermit als Werbefigur gewinnen, um noch mehr frittierte Froschschenkel zu verkaufen. Modelliert wurde er nach Colonel Sanders, dem Gründer von "Kentucky Fried Chicken". Und die Froschschenkel formen ein Logo, das dem von McDonald's täuschend ähnlich sieht.

Gehirnwäsche für Kinder?

Im aktuellen Film ist es jetzt ein Öl-Tycoon, der für seinen Reichtum über Leichen geht - ein Umstand, der den konservativen Nachrichtensender FOX News zu einer fast zehnminütigen Berichterstattung veranlasst hat. Und die kam zum Schluss, dass die Muppets die Kinder einer liberalen Gehirnwäsche unterziehen.

Seit Jahrzehnten, meint ein Kommentator vom konservativen Media Research Center im Beitrag, würde Hollywood die Menschen bereits mit einer liberalen Agenda indoktrinieren. Und man solle doch lieber daran denken, wie wichtig etwa ein beleuchtetes Krankenhaus ist. Aussagen wie diese illustrieren, dass das Kino für Lobbyisten und Politiker immer auch ein Propagandainstrument ist, ein mächtiges Werkzeug, mit dem man Botschaften vor allem in Kinderhirne transportieren und sich damit zukünftige Wählerstimmen sichern kann.

Gefahrenherd für Konservative

Das traditionell liberal gestimmte Hollywood bedeutet für Republikaner und andere Konservative daher immer schon einen Gefahrenherd. Negative Darstellungen von gierigen Unternehmern und der Reichengesellschaft stimmen sie ebenso verdrießlich wie die Umweltschutzbotschaften einiger Produktionen. Im Besonderen Kinderunterhaltung wird immer wieder scharf kritisiert, so auch eine Episode der Cartoon-Serie "SpongeBob", in dem der anarchische Schwammkopf vor den Folgen einer Klimaerwärmung warnt.

Vieles von dem, was als "liberale Gehirnwäsche" bezeichnet wird, meint eigentlich die Ausformung eines kritischen Bewusstseins. Und das hat in der Unterhaltungsindustrie lange Tradition, von Charlie Chaplin über Ernst Lubitsch hin zu den Muppets und SpongeBob. Der FOX-News-Moderator beschließt den ideologisch eindeutig gefärbten Bericht über den neuen "Muppets"-Film im Übrigen mit dem flapsigen Kommentar, man lebe ja nicht im kommunistischen China. Das Leben im Gestern ist eben immer einfacher als eine kritische Auseinandersetzung mit der Gegenwart.

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Disney - The Muppets