Spezialeinheit unter Beobachtung
Einer für alle, alle für einen
Die Jugendschutztruppe der Pariser Exekutive steht im Mittelpunkt des französischen Films "Poliezei" (sic!). Regisseurin Maiwenn hat, basierend auf wahren Fällen, die Arbeit dieser Spezialeinheit genauer beleuchtet und dafür letztes Jahr bei den Filmfestspielen von Cannes den "Großen Preis der Jury" bekommen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 19.01.2012
Eine Drogensüchtige entführt ein Kind, ein Lehrer wird der sexuellen Belästigung bezichtigt, eine rumänische Bande zwingt Kinder zu kleinkriminellen Handlungen, und ein Vater versucht, seine Tochter zu einer Heirat zu zwingen. Die Einsatzgebiete einer Pariser Polizeieinheit für Jugendschutz sind vielfältig. Regisseurin Maiwenn taucht tief ein in den Alltag der Polizisten in Form einer teilnehmenden Beobachtung. Die Leidenschaft, mit der die Polizisten ihren Job machen, hätte sie sehr motiviert, so Maiwenn, doch auch Dokumentarfilme zum Thema wären hilfreich gewesen.
Einblick in das Seelenleben
Lebensnahe Sprache und eine nervöse Handkamera, stets nahe am Geschehen dran, so versucht Maiwenn Authentizität herzustellen, zwischen Ressourcenmangel der Truppe und dem ständigen Ringen nach Anerkennung innerhalb der Polizei.
Mindestens so wichtig wie die Beobachtung der Polizeiarbeit ist der Regisseurin der Einblick in das Seelenleben der Ermittler. Die Auswirkungen der Arbeit auf die privaten Beziehungen sind unübersehbar, wie auch Maiwenn feststellen musste: "In dieser Polizeieinheit kommt es selten vor, dass jemand sehr lange verheiratet ist, fast alle sind getrennt und es ist schon paradox, dass sie sich ständig um fremde Kinder kümmern, aber die eigenen viel seltener sehen."
Keine sensationsgierige Reportage
Trotz aller Anspannung stellt Maiwenn die Jugendschutzabteilung wie einen großen Familienbetrieb da, nach dem Motto: Einer für alle, alle für einen - ein Konzept, das allerdings auch seine Brüchigkeit offenbart. So mancher Konflikt erscheint künstlich hochgepusht, dennoch wird diese Polizeiarbeit fern von sensationsgieriger Reportage als permanente Gratwanderung spürbar: zwischen eigenen Überzeugungen und gesetzlichen Vorgaben, zwischen Emotion und Moral.