Ausstellung im British Museum

Der Haddsch: Reise in das Herz des Islam

Im British Museum in London wurde gestern die Ausstellung über den Haddsch, die islamische Pilgerfahrt nach Mekka, eröffnet. Es ist weltweit die erste Ausstellung dieser Art und zugleich die dritte über spirituelle Reisen im British Museum.

Kultur aktuell, 27.01.2012

"Und die Menschen sind Gott gegenüber verpflichtet, die Wallfahrt nach dem Haus zu machen - soweit sie dazu eine Möglichkeit finden", heißt es in Sure 3, Vers 97 des Korans. Der Haddsch, die Pilgerfahrt nach Mekka, gehört mit dem Glaubensbekenntnis, dem täglichen fünfmaligen Gebet, der Almosensteuer und dem Fasten im Ramadan zu den fünf Säulen oder Grundpflichten der Muslime.

Eine einsame Erfahrung

Der Haddsch soll das eigene Leben verändern. Man muss sich also mental darauf einstellen, dass es eine schwierige Reise werden wird, sagt Qaisra Khan. Die Ko-Kuratorin der Ausstellung, deren Eltern aus Pakistan nach Großbritannien gekommen waren, ist im Zuge der Vorbereitungen für die Ausstellung selbst nach Mekka gepilgert.

"Ich fuhr mit meinem Mann. Man braucht einen Gefährten, einen Freund auf dieser Reise. Obwohl man von Millionen Menschen umgeben ist, bleibt man doch isoliert und auf sich selbst konzentriert. Es ist eine sehr einsame Erfahrung, daher denke ich, dass es wichtig ist, einen Gefährten mit sich zu haben", sagt Qaisra Khan.

Der Haddsch, seine Bedeutung und Rituale

Die Erfahrungen von muslimischen Pilgern und Pilgerinnen, die aus Teilen der Welt kommen, sind ein wichtiger Teil der Ausstellung. In Zusammenarbeit mit der Universität Leeds wurden viele Stimmen eingeholt, die nun im British Museum zu hören sind.

Mit Hilfe von Manuskripten, archäologischen Funden, Textilien, rituellen Gegenständen und Kunstwerken vom achten Jahrhundert bis heute zeichnet die Schau die Geschichte des Haddsch nach und erläutert seine Bedeutung sowie die verschiedenen Rituale.

"Während des Haddsch soll man ruhig bleiben, man darf niemanden verletzen, auch nicht mit Worten, lautet eine der Anweisungen. Wenn man von drei Millionen Menschen umgeben ist, fällt das aber nicht leicht. Die meisten Pilger sind sehr aufgeregt. Viele haben ihr Leben lang von diesem Tag geträumt, wenn sie das erste Mal die Kaaba, das zentrale Heiligtum des Islam in Mekka, umrunden", erzählt Qaisra Khan.

"Während des Haddsch sind wir alle gleich"

Geduld, Friede und eine stärkere Hinwendung zum Glauben nennt Qaira Khan als die nachhaltigen Erfahrungen ihrer Pilgerreise: "Während des Haddsch sind wir alle gleich. Die Männer sind alle in zwei weiße, nicht genähte Tücher gehüllt. Sie sehen alle gleich aus, und alle haben ihren Kopf kahl geschoren. Es geht um eine tiefe Reinigung der Seele. Jeder, der den Haddsch macht, soll die Botschaft mitnehmen, dass die Muslime eine friedliebende und tolerante Gemeinschaft sein sollen."

Textfassung: Walter Gerischer-Landrock

Service

"Der Haddsch: Reise in das Herz des Islam" ist bis 15. April 2012 im British Museum in London zu sehen.

The British Museum - Hajj: journey to the heart of Islam

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