Diskussionsrunde zur Zukunft

15 Jahre Kunstplatz Karlsplatz

Mitten in der Ausstellung "Kunst und Kapital" des Künstlerhauses sind die Stühle für die Diskutanten platziert. Hinter ihnen thront ein in goldene Folie gepackter Luxuswagen, vor ihnen sind die Wasserkrüge auf Bierkisten abgestellt.

An der Wand eine Arbeit der Interessensvertretung Bildende Kunst: "Parolenfolklore" ist da zu lesen. Und genau um diese Parolenfolklore, jene der Stadt Wien nämlich, geht es den Vertretern der Initiative Kunstplatz Karlsplatz.

Kulturjournal, 27.01.2012

Andras Palffy, der Direktor der Wiener Secession sagt über die Veränderungen der letzten 15 Jahre am Karlsplatz, es gehöre ein größeres Konzept her. "Kleine goldene Brücken" seien keine Lösung. Palffy selbst hat 1999 gemeinsam mit dem Architekten Christian Jabornegg einen Architekturwettbewerb gewonnen, mit dem sie vor allem den Fleckerlteppich an Kulturinstitutionen zu einem Gesamterscheinungsbild verbinden wollten, und zwar durch eine Verkehrsneuordnung.

Viel Leistung für wenig Subvention

Der verantwortliche Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny von der SPÖ glänzte bei der Diskussion durch Abwesenheit, der Kultursprecher der Grünen, Klaus Werner-Lobo, beteuerte, wenig informiert zu sein und sich nicht festlegen zu wollen. Aber die Subvention für karlsplatz.org sei gerade im Gemeinderat beschlossen worden. Mit 90.000 Euro jährlich finanzieren die vier Mitarbeiter dieser Plattform die Kommunikation zwischen den Häusern am Karlsplatz und die gemeinsamen Kulturveranstaltungen. Werner-Lobo gibt zu, dass sie "unglaublich viel leisten".

Emotional diskutiert wurde auch die seit Jahren geforderte Subvention der Stadt für die Sanierung des Wiener Künstlerhauses. Manfred Nehrer, der ehemalige Präsident des Künstlerhauses fühlt sich von der Stadt hingehalten und vermutet: "Der Grund ist der, dass das Künstlerhaus einer Künstlervereinigung gehört" und diese möchte das Haus in dieser Art erhalten.

Sanierungsbedürftiges Wien Museum

Präsident des Künstlerhauses Joachim Lothar Gartner überlegt jetzt einen Verkauf an private Investoren. Seit 2010 werden die Anliegen des Künstlerhauses von der Initiative WINK, Wirtschaftsinitiative Neues Künstlerhaus unterstützt. Ihr Gründer ist der ehemalige Austria-Tabak-Vorstand Beppo Mauhart.

Neben dem Künstlerhaus ist auch das Wien Museum sanierungsbedürfig. Überlegt wird ein Neubau oder ein Ausbau. Bliebe das Museum am Karlsplatz, müssten aber für den Zubau noch einige Bäume gefällt werden, denn es gebe einen "Zweikampf zwischen Kultur und Natur", so Wien-Museum-Direktor Wolfgang Kos. "Ich finde, die Kultur soll gewinnen."

Fazit der Diskussion: In der Causa Kunstplatz Karlsplatz herrscht nach wie vor Stillstand und seitens der Stadt Wien scheint an der Fortführung des Projekts wenig Interesse zu bestehen.

Textfassung: Ruth Halle

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