Wer ist der Maulwurf?

Psychologisches Strategiespiel

1974 veröffentlichte der Bestseller-Autor und Ex Agent John Le Carré seinen Roman "Dame König As Spion", in dem er einmal mehr seinen Geheimdienstagenten George Smiley auf eine heikle Mission schickte. Nun hat der schwedische Regisseur Tomas Alfredson diesen Roman für das Kino verfilmt.

Neben Colin Firth und John Hurt ist Gary Oldman in der Rolle des George Smiley zu sehen - eine von drei Oscar-Nominierungen, die der Film erhielt.

Kultur aktuell, 31.01.2012

Wer ist der faule Apfel im britischen Geheimdienst MI6, also ein Agent des KGB und damit feindlicher Spion? Diese soll Smiley (Gary Oldman), ein ehemaliger Agent des Circus, wie die Abteilung genannt wird, herausfinden. Smiley, der selbst unter Verdacht steht, nimmt die Ermittlungen auf.

Dicke Hornbrille, exakt sitzende Frisur, dunkler Zwirn von der Stange. Dieser Smiley trägt eine durch und durch graue Fassade vor sich her, aber dahinter verbirgt sich ein Mann mit Herz und Hirn, mit Verstand und allzu menschlichen Schwächen. Mit der Dutzendware von Agenten, die das Kino oft als Radaubrüder bevölkern, hat dieser Smiley nichts zu tun. Das sei der perfekte Spion, meint Regisseur Tomas Alfredson, kaum gesehen auf der Straße würde man ihn sofort wieder vergessen.

Altmodische Schauwerte

Interne Intrigen, Eifersüchteleien, Kompetenzstreitigkeiten, verdeckte Operationen und vorsätzliche Fallen: Nicht nur John Le Carré hat in seinem in 1973 angesiedelten Buch das tiefe Misstrauen des Kalten Kriegs meisterhaft verdichtet, auch Regisseur Tomas Alfredson spitzt die Suche nach dem Maulwurf als psychologisches Strategiespiel zu. Seine altmodischen Schauwerte folgen nicht der Logik der Action, sondern dem Schaffen von Atmosphäre. Nicht zuletzt das verschaffe diesem Film eine vom Buch abgekoppelte Eigenständigkeit, so Autor John Le Carré.

Verunsicherte Männerwelt

Telefone mit Wählscheiben, Karteikästen, Aktenberge, bizarre Tapetenmuster, im Gegenlicht nebelverhangene Innenräume, in "Dame König As Spion" atmet der Kinozuseher den beengenden Charme der Bürokratie ein, in dem sich die Agenten selbst gefangen halten. Auch wenn es am Ende Gewinner und Verlierer gibt, verweigert der Film Triumphgeheul. Stattdessen bleibt die Dumpfheit einer zutiefst paranoiden, verunsicherten Männerwelt.