Helmut Dietls Politsatire "Zettl"

"Unschlagbar charakterlose" Politik

Mit seiner Fernsehserie "Kir Royal" in den 1980er Jahren oder mit Filmen wie "Schtonk" und "Rossini" hat der deutsche Filmregisseur Helmut Dietl stets das Milieu prominenter Menschen satirisch durchleuchtet. Mit seinem neuen Film "Zettl - unschlagbar charakterlos" bleibt er dieser Linie treu.

Als lose Fortsetzung von "Kir Royal" wechselt Dietl aber diesmal von München in die Bundeshauptstadt Berlin. Neben Michael Bully Herbig sind noch Dieter Hildebrandt, Senta Berger, Gert Voss, Götz George und Harald Schmidt zu sehen. Ende dieser Woche kommt "Zettl" in die heimischen Kinos.

Kultur aktuell, 01.02.2012

So viele Narren wie im Regierungsviertel trifft man sonst selten, meint Helmut Dietl. Der Befund über die sogenannte preußische Quadratmeile in Berlin fällt für Filmregisseur Helmut Dietl eindeutig aus. Nicht nur in seinen Kommentaren zum, sondern auch in seinem neuen Film "Zettl" selbst. Da wäre sie also wieder, die unheilvolle Melange aus Politik und Medien, aus Selbstüberschätzung, Dreistigkeit, Alkohol und Korruption, eine Atmosphäre, in der man selbst vom Chauffeur zum Chefredakteur und Frauenliebling mühelos aufsteigen kann.

Anständigkeit verliert

Zettl ist ein Schlawiner, skrupelloser Aufsteiger, Hochstapler mit dem Hang zu symbolisch aufgeladenen Äußerlichkeiten, von der Krokodillederjacke über den Porsche bis zum Schreibtisch im fünfstelligen Euro-Bereich. "Er ist umgeben von unanständigen Menschen und deswegen versucht er, im Rahmen seiner Möglichkeiten anständig zu sein, aber die Anständigen kommen in seiner Welt nicht durch", meint Hauptdarsteller Michael Bully Herbig.

Entwarf Regisseur Helmut Dietl in seiner Fernsehserie "Kir Royal" ein Sittenbild der Münchner Schickeria, so hat er nun die Berliner High-Society im Visier, vor allem die Politik. Ein Bundeskanzler, der die Öffentlichkeit über seinen Gesundheitszustand täuscht, seine potenziellen karrieregeilen Nachfolger, ein Medienboulevard außer Kontrolle, ein konservativer Ministerpräsident auf der permanenten Suche nach sexuellen Eroberungen, dargestellt von Harald Schmidt. Insider sagen, es sei alles noch viel schlimmer, so Schmidt, "ihr würdet euch wundern, wie es in Wirklichkeit aussieht".

Finger in die Wunde

Helmut Dietl entfacht in "Zettl" ein Gag-Feuerwerk, das nicht immer zündet, verlässt sich auf seine Star-Besetzung und glaubt vor allem, die Moral auf seiner Seite zu haben. Immer noch ist also etwas faul im Staate Deutschland, und die Satire hat eine Verpflichtung, darauf hinzuweisen. Keine unbedingt neue Erkenntnis, aber nur weil man etwas wiederholt, heißt das ja noch lange nicht, dass es falsch ist.

Textfassung: Ruth Halle