Emanzipationsministerin streicht Gelder

Keine Förderung für Alice Schwarzer

Alice Schwarzer steht mit Feminismus in Verbindung wie der Papst mit dem Vatikan. Jetzt gerät Schwarzers Lebenswerk, der von ihr gegründete "FrauenMediaTurm" in Köln, in Gefahr. Denn die Landesregierung von Nordrhein-Westfahlen kürzt die Subventionen für diese feministische Archiv. Das Pikante daran: An der Spitze der Landesregierung stehen Frauen.

Mittagsjournal, 1.2.2012

Aus Deutschland berichtet Johannes Marlovits

Keine Archivförderung durch Frauenressort

Alice Schwarzer ist eine Kämpferin für die Rechte der Frauen, jetzt kämpft sie gegen Frauen. Es geht um den FrauenMediaTurm, einem mittelalterlichen Turm am Kölner Rheinufer. Darin befinden sich feministische Schriften, jahrzehntelang zusammengetragen von Alice Schwarzer. Ohne Subventionen sei dieses "einzigartige Archiv des Feminismus", wie es Schwarzer selbst bezeichnet, nicht zu erhalten.

Öffentliche Gelder soll sie auch weiterhin bekommen, aber die jetzige Rot-Grüne Landesregierung von Nordrhein Westfahlen unter der Führung von Hannelore Kraft will Schwarzer nur mehr 70.000 Euro zur Verfügung stellen. Die Begründung liefert Barbara Steffens, Ministerin der Grünen: "Archivförderung ist nicht Aufgabe eines Frauenressorts. Wir haben weitere Frauenarchive in Nordrhein-Westfalen, die wir auch nicht fördern."

"Habe keine Gelddruckmaschine"

Barbara Steffens ist - kein Witz - zuständig für Emanzipation. Sie will lieber das Geld Frauenhäusern geben. Denn diese hätten viel weniger Chancen um Geld zu werben, als eine prominente Figur wie es Alice Schwarzer ist. Dass man ihr wegen ihrer feministischen Auffassungen weniger Förderungen zukommen lassen will, weist Barbara Steffens zurück. "Das ist absoluter Quatsch. Ich habe mit Alice Schwarzer keine Feindschaft und auch sonst keine persönlichen Berührungspunkte." Hier gehe es ausschließlich darum, "dass ich jeden Euro nur einmal ausgeben kann und keine Gelddruckmaschine habe." Das hat allerdings auch die CDU/FDP männerdominierte Vorgängerregierung nicht gehabt - angeführt von Jürgen Rüttgers. Aber von ihm hat Schwarzer noch rund 200.000 Euro an Förderung bekommen.

Alter Konflikt

Im FrauenMediaTurm hat Alice Schwarzer auch die Redaktion ihrer Zeitschrift "Emma" untergebracht, sie glaubt dass darin der Grund für den jetzigen Gegenwind zu finden ist: "Es ist ja in Köln kein Geheimnis, dass 1994 die Grünen und die ihnen verbundenen Kräfte partout in den Turm wollten. Die Grünen haben damals eine wirklich sehr schmutzige Kampagne losgetreten. Ich habe nicht damit gerechnet, dass eine grüne Ministerin, die aus Köln kommt, 18 Jahre später eine Neuauflage macht." Aber Alice Schwarezer will weiter um ihr Lebenswerk kämpfen.

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FrauenMediaTurm