Berlin bestätigt NATO-Pläne

Raketenabwehr-Zentrale in Deutschland

Die NATO will in Ramstein in Rheinland-Pfalz die Kommandozentrale für das Raketenabwehrsystem errichten. Obwohl dieser Sicherheitsgürtel frühestens 2020 einsetzbar sein wird, argumentiert der deutsche Verteidigungsminister Thomas de Maiziere mit der aktuellen Bedrohung aus dem Iran.

Morgenjournal, 3.2.2012

"Sicherheitsgürtel mit Sprengkraft"

Der NATO-Raketenabwehrschild ist kein singuläres Objekt an einem Standort. Er soll aus vielen einzelnen Elementen bestehen, die in unterschiedlichen Ländern stationiert werden. Etwa einer großen Radaranlage in der Türkei oder vier Raketenabwehrschiffen im Mittelmeer vor Spanien. Nun steht auch fest, wo die Kommandozentrale angesiedelt wird: Im NATO-Luftwaffenkommando in Ramstein in Rheinland-Pfalz, bestätigt der deutsche Verteidigungsminister Thomas de Maiziere: "Es geht um eine in Europa stationierte Raketenabwehr gegen Bedrohungen aus dem Nahen Osten, insbesondere dem Iran."

Technische und menschliche Herausforderung

Einsatzbereit sein wird der Raketenabwehrschild frühestens 2020. Die Finanzierung ist noch nicht gesichert. Und Experten wie Jan Techau zweifeln derzeit auch an der Zuverlässigkeit des Systems im Ernstfall. Techau leitet das außenpolitische Forschungsinstituts Carnegie Europe in Brüssel. Seine Kritik: "Sie müssen sich vorstellen, dass sie in einem potenziell endlos großen Luftraum erkennen müssen, dass eine Rakete abgefeuert worden ist. Und dann müssen sie, wenn sie sich entschieden haben, diese Rakete abzufangen, ein System haben, das das verlässlich technisch kann. Also eine eigene Rakete in die Luft zu bringen, die das Ding auch trifft und auch so trifft, dass die militärische Gefahr ausgeschaltet werden kann. Das ist eine große technische und menschliche Herausforderung."

Lockruf an Russland

Dennoch setze die NATO mit dem Vorantreiben des Projekts geopolitisch ein Signal, sagt Jan Techau: "Dadurch schafft man politisch ein Ausrufezeichen. Man zeigt, dass man mit einer gewissen Planung anfängt und dass es sich nicht nur um eine Papierplanung handelt." Ins Boot geholt werden soll Russland. Die NATO versucht, Moskau als Partner zu gewinnen. Doch das ist bisher an zwei Dingen gescheitert, bestätigt Jan Techau: Erstens will die NATO Russland kein hundertprozentiges Mitsprache- und Vetorecht einräumen, zweitens hat Russland den Generalverdacht, dass sich westliche Rüstungssysteme eigentlich gegen Russland richten. Deshalb setzt die NATO auf vertrauensbildende Maßnahmen. Im März findet in Bayern eine gemeinsame Übung mit russischen Truppen statt.

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