Neuer Roman von Walter Kappacher

Land der roten Steine

Der Salzburger Autor Walter Kappacher wurde trotz seiner zahlreichen Romane, Erzählungen und Drehbücher lange Zeit als Geheimtipp gehandelt - viel gelobt von der Kritik, aber nur wenig gelesen. Das hat sich anno 2009 rasant geändert, nachdem Kappacher der Büchner-Preis zuerkannt wurde, die wichtigste deutsche Literaturauszeichnung.

Jetzt, drei Jahre später, hat Walter Kappacher wieder einen Roman veröffentlicht: In "Land der roten Steine" präsentiert sich der 73-jährige Salzburger einmal mehr als Meister einer leisen, eindringlichen Prosa.

Kultur aktuell, 08.02.2012

Wessely ist ein Einzelgänger, ein eben pensionierter Arzt aus Gastein, der die Einsamkeit liebt und der aus der Salzburger Provinz in die USA aufbricht - in ein neues Leben, wie er hofft. Walter Kappacher skizziert die Stationen der Reise, seiner eigenen Reise durch die USA.

In Canyonland ist "etwas passiert, das Wessely hätte erschnüffeln wollen", sagt Kappacher. "...als wollte er etwas erschnüffeln. Da hatte er lachen müssen", schreibt Walter Kappacher in "Land der roten Steine". Und weiter heißt es da: "Was war geschehen damals, als er in den winzigen Canyon (...) hinunterschaute auf den schmalen Pfad zwischen verkrüppelten Sträuchern mit eingerollten, offen liegenden Wurzeln?"

Kappacher meint, er könne über das, was passiert ist, gar nicht reden - "was ich sagen konnte, habe ich ins Buch gebracht", und da ist die Rede von "dem höchsten an Glücksgefühlen, das er je erlebt hatte, so als hätte er für einen Moment in das seit Anbeginn verlorene Paradies blicken dürfen".

Faszination der Landschaften

Jenseits des sprachlich Erfassbaren ist das Erlebte auch für Wessely, und wenn Walter Kappacher über ihn schreibt: "Er hatte das monatelang nicht aus dem Kopf bekommen, und eine namenlose Sehnsucht hatte seither in ihm gezehrt", dann meint er nicht nur seinen Protagonisten: "Es ist mir selber passiert, aber ich könnte nicht sagen, warum."

Rötlicher Sand, zerklüftete Ebenen, Felsgebilde, Schluchten und Labyrinthe - es sind Landschaften, die ins Innere treffen. Und die Faszination der Landschaften vermittelt Walter Kappacher ohne Pathos - ungekünstelt und kunstvoll zugleich.

Schreiben statt reden

In der Einsamkeit des Canyonland hofft Wessely, "sich selbst zu finden", verheißt der Klappentext und die ersten Rezensenten tappen in ebendiese Falle. Auch wenn das Etikett "Selbstfindungsstrip" wohl verkaufsfördernd wirken soll, Walter Kappacher hält dagegen: "Das sind fast schon Klischees, wenn man das sagt, Das habe ich zu vermeiden versucht."

Der Name Walter Kappacher steht für genaue Beobachtung und Konzentration, für Behutsamkeit und Eindringlichkeit, für eine unaufgeregte und präzise Sprache. "Auch wenn er spricht, sieht er aus wie einer, der schweigt", schrieb Martin Walser über Walter Kappacher.

"Reden ist mir als Kind nicht beigebracht worden. Mein Vater hat überhaupt nie geredet mit mir." Schließlich ist Walter Kappachers Metier die Schreibkunst, und die perfektioniert er einmal mehr in seinem jüngsten Roman - mit großer Sprachkraft und einem suggestiven Erzählduktus.

Textfassung: Ruth Halle

Service

Walter Kappacher, "Land der roten Steine", Hanser Verlag

Walter Kappacher
Hanser - Walter Kappacher