Richard Ayoades erster Spielfilm

Erwachsenwerden auf der Leinwand

Wie "unter Wasser" fühlt sich der 16-jährige Oliver Tate, wenn er mit seinem Liebeskummer fertig werden muss. Nicht schon wieder ein Coming-of-age-Film, könnte man sich nun denken, nicht schon wieder eine pathetische Teenie-Komödie, die den Eltern ihre Kinder und den Jugendlichen die Welt zu erklären versucht.

"Submarine", das Erstlingswerk des in Großbritannien als Stand-Up-Comedian und Musikvideo-Regisseur bekannten Richard Ayoade, ist zwar ein Coming-of-age-Film, aber einer, der aus der Eindimensionalität, die solchen Filmen meistens anhaftet, ausbricht.

Schon die gleichnamige Romanvorlage des britischen Autors Joe Dunthorne war in England ein Erfolg, und wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Und auch der von Ben Stiller produzierte Film stieß bei Publikum wie Kritikern bisher durchwegs auf Begeisterung.

Ein sympathischer Nerd

"Was für ein junger Mensch bin ich?", lautet der Titel eines Schulaufsatzes, den Oliver Tate schreiben soll. Und dieser etwas kauzige junge Mann schreibt ihn, indem er einen 16mm-Film vor seinen Augen abspielt, wo sein Tod verkündet wird. Die Trauer der Mitschüler, das Entsetzen der Lehrer, die kleine walisische Gemeinde, die Blumen für sein verkanntes Genie niederlegt. Eine Szene, symptomatisch für Richard Ayoades "Submarine", der permanent pendelt zwischen den inneren Monologen, der Realität des knapp 16-jährigen Oliver und der Welt da draußen.

Die Haare wie die späten Beatles, etwas selbstverliebt und verträumt, ist Oliver Tate der sympathische Nerd. Und man mag es, ihm zuzusehen, wie er sich da in seine verschobenen Realitäten flüchtet, diese ausmalt und mit Bildern bestückt. Schon an der Romanvorlage habe ihn das fasziniert, so Regisseur Richard Ayoade, eine Figur zu haben, wie in Martin Scorseses Film "Taxi Driver", die die Welt anders wahrnimmt, als alle anderen.

Abtauchen in die Tagträume

Nervige Gespräche mit den Eltern, auf der Suche nach dem Sinn des Lebens: Viele der Motive, auf die die Pointen in "Submarine" bauen, kennt man schon - der auf dem Schulhof verprügelte Antiheld, Liebesbriefe, das erste Mal. Aber wenn die Teenager in "Submarine" wie ein U-Boot in ihre Tagträume abtauchen, so lädt es zum Schmunzeln ein - man glaubt es ihnen. Und man merkt dem Film an, dass sich Regisseur Ayoade wieder und wieder mit seinen jugendlichen Hauptdarstellern zusammengesetzt und die Dialoge überarbeitet, sie an ihre Sprache angepasst hat, wie er im Interview erzählt.

Das alles wird eingerahmt vom Soundtrack aus der Feder von Alex Turner, Frontman der Arctic Monkeys, eine Band, für die Regisseur Ayoade in der Vergangenheit wiederholt Musikvideos inszeniert hat. Und viele der Szenen aus "Submarine", mit dem Wechsel zwischen weiten ruhigen Einstellungen und verspielten Schnittsequenzen könnte man sich dann auch in einem Musikclip vorstellen. Dabei ist "Submarine" zugleich auch ein Zugeständnis an die romantische Nostalgie nach dem Analogen. Die 80er Jahre mit Kassetten und Polaroid-Kameras, ausgewaschenen, fast wässrigen Farben.

Unterhaltsame Pubertät

Im zweiten Teil verliert sich der Film dann manchmal etwas in den Versuchen Olivers, die Beziehung seiner Eltern zu retten, ihr Liebesleben wieder in Schwung zu bringen und zugleich ein Happy-End unter sein eigenes erstes Liebesdrama zu setzen. In manchen Szenen irrt man dann als Zuschauer etwas orientierungslos durch die Pubertät, um schlussendlich aber doch mit dem Fazit aus dem Kino zu gehen, dass das Erwachsenwerden auf der Leinwand manchmal doch recht unterhaltsam sein kann.

Service

Submarine