Staatsballett tanzt drei Choreografien

Ballett-Meisterwerke des 20. Jahrhunderts

"Meisterwerke des 20.Jahrhunderts" tanzte am Sonntag, 12. Februar 2012 das Wiener Staatsballett. Und die erste Premiere im heurigen Jahr wurde ein vielumjubelter Erfolg.

Kulturjournal, 13.02.2012

"Das Ballett der Wiener Staatsoper ist Mode geworden!" freute sich Staatsoperndirektor Dominique Meyer bei der Premierenfeier, "wir spielen vor vollem Haus und das Publikum ist begeistert". In seiner zweiten Saison ist die Handschrift von Ballettchef Manuel Legris unverkennbar. Für die erste Premiere im heurigen Jahr hat er ein Programm mit sehr unterschiedlichen Stilen ausgesucht - drei Stücke, die er unbedingt in Wien präsentieren wollte.

Begonnen wurde mit einem Stück aus dem klassischen Repertoire, "Suite en blanc", das Serge Lifar 1943 für die Pariser Oper geschaffen hat, üppig-elegante, weiße Tableaux-vivants, die sich in Bewegung setzten, um kürzeren Nummern, Soli, aber auch "pas de deux" oder "pas de cinq" Platz zu machen.

Technisch sehr anspruchsvoll, heutige Tänzer können dem Ganzen allerdings eine besondere Modernität geben, meint Manuel Legris. Gleichzeitig seien er selbst, der das Programm in Paris auch getanzt hat, ebenso wie Claude Bessy, ehemalige Tänzerin von Lifar und später Lehrerin von Manuel Legris, da, als Garanten des ursprünglichen Stiles.

"Suite en blanc" sei ihm schon lange am Herzen gelegen, sagt Manuel Legris, und er meint, die Compagnie sei jetzt, in seiner zweiten Saison soweit, das Stück zu tanzen und dabei gut auszusehen.

Sprunggewaltiger Kirill Kourlaev

Völlig anders dann "Before Nightfall", das der Niederländer Nils Christe ursprünglich 1984 als Auftrag von Rudolf Nurejew für die Paris Oper geschaffen hat. Als Vorlage diente die Musik von Bohuslav Martinu. Ein starker Kontrast zu Serge Lifar nicht nur wegen seiner Düsterheit. Auch die Technik ist naturgemäß eine völlig andere - Nils Christe kommt aus der sogenannten niederländischen Schule. Aus heutiger Sicht sicher das beeindruckendste der drei Stücke des Abends.

Den Abschluss bildete dann Georges Bizets "l'Arlésienne" in einer Choreographie des im Vorjahr verstorbenen Roland Petit, eines Vertreters des narrativen, also erzählerischen Tanzes. Wobei die Gruppenszenen in provenzalischen Folklorekostümen vor einem monumentalen Van-Gogh-Gemälde doch etwas Naives hatten. Haben Kirill Kourlaev und Maria Yakovleva ihr großes Können in mehreren Szenen unter Beweis gestellt, so war das Finale dann fulminant. Der sprunggewaltige, aus Moskau stammende Kirill Kourlaev erntete Beifallsstürme, er allein machte das Stück sehenswert. Zur Belohnung wurde er dann nach der Vorstellung zum 1. Solotänzer des Wiener Staatsballetts ernannt.

Textfassung: Ruth Halle

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