Film über die rechte Szene

Kriegerin

Es war in Deutschland eines der dominierenden Themen der letzten Monate: Rechtsradikalismus und Neo-Nazi Terror. Der deutsche Filmemacher David Wnendt hat schon vor einigen Jahren mit seinen Recherchen im rechten Milieu begonnen. Nun kommt mit "Kriegerin" sein Debütfilm in die heimischen Kinos.

Basierend auf Gesprächen mit Mitgliedern der Szene, erzählt er die Geschichte einer 20-jährigen Frau, die Teil einer rechtsradikalen Jugendclique ist.

Kultur aktuell, 22.02.2012

Recherchen in der Szene

Wenn sie bei ihrer Mutter im Supermarkt aushilft, verdeckt ein Pflaster das tätowierte Hakenkreuz auf ihrem Brustbein. "Kriegerin" hat sie ihr Großvater früher immer genannt, und eine Kriegerin ist Marisa auch geworden. Die Haare bis auf wenige Strähnen kurzrasiert, aggressiv und gewaltbereit.

Willkürliche Gewalt im Zug, kahlrasierte und mit Nazisymbolen volltätowierte junge Männer und Frauen, dazu mit extremistischen Parolen durchtränkte Rockmusik als antreibender Soundtrack. David Wnendts Regiedebüt "Kriegerin" ist ein aufwühlender Blick in die rechte Szene - ein Milieu, mit dem sich Wnendt schon während seines Studiums intensiv auseinanderzusetzen begann. Damals sei er in den ländlichen Gegenden Brandenburgs und Sachsen-Anhalts unterwegs gewesen, wo ihm auffällig viele offensichtlich der rechten Szene angehörige Jugendliche aufgefallen waren, so Wnendt.

Schlüsselerlebnisse

Wnendts Hauptfigur Marisa, gespielt von Alina Levshin, ist schon tief in der rechten Szene verwurzelt. Nichts scheint sie von ihren Überzeugungen abbringen zu können. Doch dann kommt es zu zwei Schlüsselmomenten, die bei der jungen Frau zu einem allmählichen Umdenken führen: Zum einen die zögerliche Freundschaft zu einem afghanischen Jungen, zum anderen die Bekanntschaft mit der 15-jährigen Svenja, die neu zur Gruppe stößt, und Marisa an ihren eigenen Einstieg in die Szene erinnert.

Hier geht der Film zwar in Ansätzen Einstiegsszenarien nach, zitiert aber viel mehr ein Lebensgefühl, als zu den Wurzeln des Problems vorzudringen. Und so ist der Film "Kriegerin" vor allem eine radikale Milieustudie und eine Recherche über die Rolle von Frauen in diesem männlich dominierten Umfeld. Eine Rolle voller Widersprüche, so Wnendt, der in der Vorbereitung zum Film mit zahlreichen Frauen aus der Szene gesprochen hat.

Am Ende wird gehandelt und der Extremismus fordert seine Opfer. Zwar liefert der Film "Kriegerin" keine wirklich neuen Zugänge zum Thema, aber es ist ein Film, der viel Diskussionsstoff bietet. Vor allem versucht Wnendt dabei nicht vordergründig pädagogisch zu sein, sondern setzt auf eine mitreißende Erzählweise, die auch ein jüngeres Publikum ansprechen kann. Ein Publikum, das es letztlich auch anzusprechen gilt.

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