Verheerendes Krisenmanagement

Fukushima: Bericht belegt Chaos

Fast ein Jahr nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima wird nun öffentlich, wie chaotisch die japanische Regierung und der Betreiber TEPCO auf diesen Unfall reagiert haben. Eine Untersuchung zeigt, dass damals die Wahrheit über den Unfall auf der Strecke blieb.

Morgenjournal, 29.2.2012

Verwirrung und Horrorszenarien

Am 11. März 2011 löste ein Erdbeben einen Tsunami aus, der auch das Atomkraftwerk Fukushima überrollte und dort die Stromversorgung lahmlegte. Weil die Reaktoren nicht mehr gekühlt werden konnten, geriet das Atomkraftwerk außer Kontrolle. Auf 400 Seiten zeichnet der Untersuchungsbericht einer privaten Stiftung ein Bild von Verwirrung und Chaos, von zurückgehaltenen Informationen und Horrorszenarien.

Selbst die traditionell guten Beziehungen zu den USA wurden strapaziert. Denn nicht nur die eigene japanische Bevölkerung wurde über die wahren Gefahren des Atomunfalls im Unklaren gelassen, auch die USA bekamen vor allem in den ersten Tagen nur bruchstückweise Informationen. Dieser Umstand war damals Grund für die amerikanische Regierung, der Sicherheitszone rund um Fukushima für Amerikaner eine viel größere Ausdehnung zu geben als Japan.

Evakuierung Tokios erwogen

Dass der Atomunfall gegenüber der eigenen Bevölkerung und gegenüber den USA heruntergespielt wurde, hat der damalige und später zurückgetretene Ministerpräsident Naoto Kan sogar in einem Interview zugegeben. Die Untersuchung inkludiert auch ein Dokument der japanischen Regierung, wie die 35 Millionen Einwohner des Großraums Tokio in Sicherheit gebracht werden könnten, weil man fürchtete, den Atomunfall in Fukushima nicht einmal ansatzweise in den Griff zu bekommen. Ministerpräsident Kan war es auch, der verhinderte, dass der Kraftwerksbetreiber TEPCO alle Arbeiter aus der Atomruine abzog und den Kampf gegen die entfesselten Kräfte im Reaktor aufgab. TEPCO hat sich übrigens nicht dazu bereit erklärt, an der Untersuchung teilzunehmen, für die mehr als 300 Interviews geführt und ausgewertet wurden.