Meryl Streep als Margaret Thatcher

"Die Perlenkette ist nicht verhandelbar"

Von Konservativen verehrt, von Sozialisten und Gewerkschaften gehasst: Wie kaum eine andere Politikerin hat die ehemalige Premierministerin Margaret Thatcher die britische Nation polarisiert. Nun versucht der Film "Die Eiserne Lady" dem Phänomen Thatcher näher zu kommen. In der Hauptrolle kürzlich mit einem Oscar prämiert: Meryl Streep.

Mittagsjournal, 29.02.2012

Verloren und einsam steht eine alte Frau in einem Supermarkt, in der Hand eine Flasche Milch, die wenig später zum Thema wird: 49 Pence würde die Milch schon kosten, der halbe Liter, feixt Margaret Thatcher (Meryl Streep). "Wir müssen den Wagen verkaufen" witzelt Ehemann Dennis (Jim Broadbent), worauf beide in ein heiseres Kichern verfallen.

Demente Thatcher

Von der großen Politik zu den kleinen Ereignissen des Alltags, von der Premierministerin zur einfachen Frau, die mit ihren Altersleiden konfrontiert ist, vor allem mit ihrer Demenzkrankheit. Die Stoßrichtung des Films "Die eiserne Lady" ist eindeutig, die Perspektive aber durchaus zu hinterfragen. "50 Prozent des Films allein sind auf freie Ideen der Drehbuchautorin Abi Morgan zurückzuführen", versucht Regisseurin Phyllida Lloyd Kritik zuvor zu kommen.

Politische Rückblicke

Mit dem Zustand der Demenz lassen sich der "Eisernen Lady" allerlei Fantasien andichten, am auffälligsten Einbildungen, in denen der längst verstorbene Ehemann Dennis Thatcher mit am Tisch sitzt und immer noch die Launen seiner Frau mit Humor nimmt. Dabei kommt die in Rückblicken aufgefächerte politische Karriere zu kurz, beschränkt sich auf Plakatives, zuerst die Imagepflege ("Die Perlenkette ist nicht verhandelbar"), dann wiederum die Hardlinerin ("Die Falklandinseln, ich will sie zurückhaben"). "Ein Monster menschlich zu machen, ist aber nicht das Ziel gewesen" meint Regisseurin Phyllida Lloyd.

Revuehafter Gestus

Auf der Habenseite kann der Film mit Meryl Streep in der Hauptrolle immerhin nuancenreiches Schauspiel für sich verbuchen. Eine große Hilfe sei, eine Figur moralisch nicht zu verurteilen, so Meryl Streep, wer das tue, sei "künstlerisch verdammt". Was tatsächlich Thatchers politische Verdienste waren, vor allem aus heutiger Sicht, und welchen Anteil ihre Egozentrik am Image der langjährigen Hassfigur hat, diese Differenzierung vermag der Film "Die Eiserne Lady" mit seinem revuehaften Gestus nicht zu leisten. Statt aufschlussreicher Zeitgeschichte gibt's Politik auf ein bequem konsumierbares Unterhaltungsformat heruntergebrochen.