Die da draußen kennt man nicht

Manfred Rebhandl zu Kunstvermittlung

"Kunst wird doch ausschließlich von Galeristen und Kuratoren dominiert, die versuchen, ihre Leute in den Markt zu bringen - nach dem Motto: Was nichts kostet, zählt nichts, und was extrem teuer ist, das ist automatisch gut. So funktioniert das!" Das Bild, das der Autor Manfred Rebhandl von den ihrem Anspruch nach "wahren", "guten" und "schönen" Dingen des Lebens macht, ist nicht gerade romantischer Natur.

Kunst befindet sich in den Händen einiger Weniger, so Rebhandl, und diese Wenigen inszenieren sich als eine für Uneingeweihte schwer zugängliche Kunst-Gesellschaft. Und der Zugang zu dieser selbsternannten Elite werde von dieser absichtlich erschwert: einerseits durch schwer fassbare Theorien, die als Beipackzettel zu den Werken gehandelt werden, und andererseits sorgt auch ein gewisser Dresscode dafür, dass unerwünschtes Publikum "draußen" bleibt, meint Manfred Rebhandl.

Manfred Rebhandl, Autor

"Eine wohlgeformte Frau beim Tabledance ist ja nicht schlechter als eine von Michelangelo!"

Unter sich bleiben

"Die ein bissl was wissen, wissen damit etwas anzufangen, aber nicht im Interesse derer, die hinten nachlaufen. Diese geschlossenen Kreise von Kunstschaffenden wollen ja unter sich bleiben, die wollen die Kunst ja nicht zum Pöbel bringen, denn diese Leute stinken ja vielleicht oder sind nicht ordentlich gekleidet, wenn sie zur 'Vernissage' kommen. Auch wenn sich die Kunst frei oder libertär gibt: Diese Leute sind ja genauso abgeschlossen wie ein Karl-Heinz Grasser in seiner Welt, und das ist durchaus gewollt. Ich glaube nicht, dass der Herr Schröder will, dass die Leute aus Ottakring in sein Museum kommen."

Mit den "Leuten aus Ottakring" - man ahnt es bereits - meint Manfred Rebhandl nicht etwa die schicken Bohemiens vom Wiener Brunnenmarkt, er meint Kleinkriminelle, Pornokinobetreiber, Prostituierte und Sozialhilfebezieherinnen. Diesen Leuten, den Verlierern urbaner Mode-Erscheinungen, widmet Rebhandl seinen soeben im Czernin-Verlag erschienen Krimi "Das Schwert des Ostens". Die Protagonisten, allen voran der Privatdetektiv Rock Rockenschaub, pflegen einen Kunstbegriff der etwas anderen Art:

"Meine Figuren gehen zum Tabledance, und eine wohlgeformte Frau beim Tabledance ist ja nicht schlechter als eine von Michelangelo oder in jedem Fall besser als eine von Hrdlicka geformte."

Ausgegrenzte Schicht

Sehr tief und noch tiefer begibt sich Autor Rebhandl in die Abgründe einer ausgegrenzten sozialen Schicht. Dabei kümmern ihn weder politische Korrektheit noch andere Konventionen. Wie seine Protagonisten ist Manfred Rebhandl, Jahrgang 1966, übrigens in einem "nicht kunstaffinen" Umfeld aufgewachsen. Die ersten Bücher, die ihn beeindruckten, las er angeblich erst, als er aus seinem Heimatort Windischgarsten nach Wien kam. Immerhin verschlug ihn ein Job aber gleich in den Kunsthallen-Shop, wo er seine ersten Erfahrungen von Kunstvermittlung machen durfte:

"Da war dann immer das Bemühen, Schulklassen mit Kunst zu konfrontieren, und das war aber extrem traurig", wenn "die Frau Lehrer" ihren Schülern, "die nur darauf warten, die erste Zigarette wieder rauchen zu können nach dem Schas, den sie sich anschauen mussten", versucht, ihren Schülern zu zeigen, was Kunst ist.

Entbrannt für Film

Die Liebe zu Kunst lässt sich nicht lieb-los vermitteln. Anfang der 1990er Jahre bemerkte Manfred Rebhandl, dass es auch anders ging: Er lernte Menschen kennen, die mit Leidenschaft für die Kunst leben: Der Cineast und heutige Leiter des Wiener Filmmuseums Alexander Horwath etwa gehörte dazu, oder der Filmemacher Werner Herzog in seiner damaligen Funktion als Viennale-Direktor. Durch Leute wie sie, die frei von Eitelkeit oder ökonomischem Kalkül ihre Werte lebten, wurde ihm, so Rebhandl, die Liebe zum Kino vermittelt. 1991 besuchte er erstmals die Viennale.

Der Funke war entfacht, Manfred Rebhandl erwärmte sich, oder besser: entbrannte für den Film. Seine Art Bücher zu schreiben verdanke er den Abenteuern, die er auf der Leinwand erlebte, meint Manfred Rebhandl, die Nachwirkungen der Bilder seien, in seine Sprache übersetzt, in die Texte geflossen.

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Czernin Verlag - Manfred Rebhandl