Ö1 Reise hinter die Karpaten

Zu Besuch auf Schloss Bran in Rumänien

Schwarze Umhänge, Vampirzähne aus Plastik, Knoblauchzehen und Kruzifixe: Das Angebot am Markt von Bran ist etwas ungewohnt und trotzdem greifen die vielen Marktbesucher eifrig zu. Der kleine Markt mit seinen überteuerten Souvenirs befindet sich vor den Toren und zu Füßen einer der meistbesuchten Touristenattraktionen Rumäniens: Schloss Bran.

Schloss Bran galt lange Zeit als Draculas Schloss. Es passt ja auch zu gut in die Geschichte des irischen Schriftstellers Bram Stoker. Umgeben von dunklen Nadelwäldern thront das Schloss bizarr auf einem malerischen, steil abfallenden Felsen und beherrscht die tiefe Schlucht darunter.

Kein Fürst Dracula weit und breit

1377 wurde mit der Errichtung von Schloss Bran, deutsch Törzburg, begonnen. Im späten 15. Jahrhundert wurde das Schloss von Osmanischen Truppen belagert. In dieser Zeit erlangte auch ein gewisser Vlad III. Bekanntheit - wegen seines Widerstandes gegen das Osmanische Reich und wegen seiner Vorliebe für Hinrichtungen durch Pfählung, weswegen ihm der Beiname "Țepeș" - "Pfähler" - gegeben wurde.

Die Geschichten und Mythen über vermeintliche Gräueltaten von Vlad fanden daraufhin besonders im deutschen und russischen Raum weite Verbreitung. Bei der Schaffung der Romanfigur Dracula soll Bram Stoker durch Vlad III. inspiriert worden sein. Heute gilt es als erwiesen, dass Vlad III. Draculea (deutsch "der Sohn des Drachen") nie in Schloss Bran gelebt hat, möglicherweise das Schloss nicht einmal betreten hat.

Aufwachsen im Schloss

Ganz im Gegensatz zu Graf Dracula hat Dominic Habsburg auf Schloss Bran gelebt. Der Mann aus der berühmten Adelsfamilie wuchs in dem transsilvanischen Schloss sogar auf. Wir treffen ihn im Tal vor einem Nebengebäude des Schlosses. "Das Zimmer da, das war mein Zimmer, ich und meine Schwester, wir waren zu zweit da in dem Zimmer" sagt er und zeigt zu einem der kleinen Fenster hoch über der kahlen Felswand.

Fünf Jahre lebte Dominic Habsburg auf Schloss Bran. Es waren die Jahre seiner Volksschulzeit, prägende Jahre, wie er meint. Dass er in einem Haus lebte, vor dem sich schon damals viele fürchteten, berührte den Buben wenig. "Hier aufzuwachsen, war für mich normal, weil ich ja nichts anderes kannte."

Asyl in den USA

Dominic Habsburg ist der Sohn von Prinzessin Ileana, die Schloss Bran erbte, und Anton von Habsburg. 1948 wurde das Schloss vom kommunistischen Rumänien übernommen. "Wir wurden verjagt", sagt Dominic Habsburg. Für den damals Zehnjährigen war das Ereignis ohne Zweifel eine traumatische Erfahrung.

Die folgende Zeit beschreibt er heute als Spießrutenlauf um die halbe Erde, die sich ihm als Kind überhaupt nicht erschloss: "Wir waren zuerst unter Hausarrest, unsere eigene Garde hat uns bewacht. Ein Spezialzug aus Bukarest brachte uns nach Österreich, dort fanden wir wegen der Habsburg-Gesetze kein Asyl, auch die Schweiz hat uns nicht genommen." Es folgte eine beschwerliche Reise nach Argentinien. Dort erkrankte die Mutter, weshalb die Familie weiter in die USA zog.

Heute ein Museum

2006 wurde Schloss Bran vom rumänischen Staat an Dominic Habsburg und seine beiden Schwestern zurückgegeben, mit der Auflage, das Schloss öffentlich zugänglich zu machen und ein Museum zu errichten. Mindestens einmal im Jahr besucht Dominic Habsburg, der seit vielen Jahren in der Nähe von New York lebt, das Schloss seiner Kindheit, "seinen Sehnsuchtsort", wie er meint. Er fühlt sich hier nach wie vor heimisch und auch mit den Menschen in Bran verbunden.

Es ist dem Mann durchaus anzumerken, dass er nicht sonderlich erfreut ist, dass Schloss Bran von den Besuchern beharrlich mit dem blutrünstigen Vampir in Verbindung gebracht wird. Aus finanzieller Sicht kommt es dem Geschäftsmann aber entgegen, garantiert der Mythos doch den stetigen Zulauf von Besuchern und damit den Erhalt der alten Gemäuer.

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Rumänienburgen - Schloss Bran

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