Premiere in Salzburg

Ungewöhnliche "Traviata"

Vor zwei Jahren haben Musikfreude Verdis "La Traviata" zur beliebtesten Oper aller Zeiten gekürt. Nicht nur wenn Anna Netrebko die Titelpartie singt, füllen sich die Häuser und im letzten Akt die Augen des empfindsamen Publikums, Opernhäuser können mit Leben, Liebe und Tod Kurtisane immer punkten.

Am Sonntag, 11. März 2012, wird "La Traviata" als Produktion des Salzburger Landestheaters im Haus für Mozart Premiere haben - in einer ungewöhnlichen Version.

Kultur aktuell, 10.03.2012

Eine andere Geschichte

Gleich von der Ouvertüre an - andere Bilder, eine andere Geschichte: Es ist nicht die Schwindsucht, an der Violetta Valery leidet und an der sie in den letzten Minuten der Oper sterben wird; die Kurtisane hat offenbar Probleme mit der Empfängnisverhütung: Eine Fehlgeburt oder eine Abtreibung zu Beginn, an einer weiteren Fehlgeburt stirbt sie, umringt von einer Journalistenmeute, die die letzten Lebensminuten in Bild und Ton festhält.

Verdi hat großen Wert darauf gelegt, dass die Oper in der Gegenwart spielt, nur ein ängstlicher Intendant hat zur Uraufführung 1853 in Venedig auf der Historisierung bestanden. Auf diesen Willen zur Zeitgenossenschaft beruft sich Regisseur Andreas Gergen für seine Salzburger Inszenierung.

Unserer Zeit angepasst

Es sind vor allem die neuen Medien, die die Produktion als Kind unserer Tage ausweisen: Live-Kameras, deren Bilder auf zahlreichen Bildschirmen zu sehen sind, die Nobel-Sexarbeiterin Violetta wird - zumindest virtuell - für jeden greifbar. Eine raumhohe Wand schließt die Bühne nach hinten ab: Sie ist in 20 Zimmerchen unterteilt, Bad, Pissoir, Schlafzimmer in verschiedenen Stilen - überall sitzt ein Mann mit einem Traviata-Lookalike.

Das Leben auf dem Land passiert in einem Wohnmobil, als Vater Germont seinen Sohn ins bürgerliche Leben zurückholen will, bringt er gleich eine Paradeuniform als Zeichen für den neuen Job mit. Und Violetta versucht er mit einem Koffer voller Geld zum Verzicht auf Alfredo zu überreden. Eine Fülle von Details also, die Verdis Oper zeitgenössischer machen soll.

Musikalisch regiert Verdi unangefochten, dafür sorgt Musikdirektor Leo Hussain am Pult des Mozarteum Orchesters. Für die zentralen Partien hat das Theater Gäste verpflichtet: Die Titelrolle singt Gladys Rossi - die junge italienische Sopranistin hat die Partie schon an einigen bedeutenden Häusern gesungen -, Luciano Ganci ist Alfredo, Michele Calmandi singt den alten Germont. Von ihnen allen und den Mitgliedern des Gesangsensembles in kleineren Rollen wird erwartet, dass sie diese ungewöhnliche "Traviata" mittragen - in Gesang und Spiel.

Textfassung: Ruth Halle

Service

Ö1 Club-Mitglieder bekommen im Salzburger Landestheater ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).

Salzburger Landestheater - La Traviata