Christian Petzolds "Barbara"

Alltag in der DDR

Mit Terrorismus, Rassismus und Finanzblasen hat der deutsche Regisseur Christian Petzold in seinen Spielfilmen immer wieder Gegenwartsprobleme thematisiert. Jetzt hat er sich erstmals in die Vergangenheit zurückgewagt. In "Barbara" zeigt er eine Frau in der DDR des Jahres 1980, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen will.

Bei den Filmfestspielen in Berlin hat Petzold dieses Jahr dafür den Silbernen Bären für die beste Regie zugesprochen bekommen. Diese Woche läuft "Barbara" in den heimischen Kinos an.

Synchron, 15.03.2012

Regisseur Christian Petzold im Interview

Mittagsjournal, 12.03.2012

Es ist kein Zufall, dass "Barbara" gerade im Jahr 1980 spielt. Regisseur Christian Petzold kannte die DDR von Verwandtenbesuchen und stellte gerade zu jener Zeit eine ungeheure Diskrepanz fest. Während im Westen eine ungeheure Aufbruchsstimmung zu spüren war, herrschte im Osten der Stillstand.

Petzolds Barbara ist Ärztin in Berlin. Nachdem sie einen Ausreiseantrag gestellt hat, wird sie allerdings in die Provinz strafversetzt. Gemeinsam mit ihrem westdeutschen Freund plant Barbara ihre Flucht. Mehr als die äußeren Gefahren beschäftigen sie aber zunehmend ihre inneren Widerstände.

Die Hauptfigur, Barbara, wird eindrücklich von Nina Hoss verkörpert. Bereits zum fünften Mal arbeitet sie mit Petzold zusammen, Hoss kennt deshalb Petzolds intensive Art der Vorbereitung.

Liebe in Zeiten von Honecker

Petzold war Literaturwissenschaftler, bevor er zum Film wechselte. In sein Drehbuch für "Barbara" hat er Grundzüge der gleichnamigen Novelle von Hermann Broch eingearbeitet.

"Barbara" zeigt die DDR, wie sie im Kino noch viel zu selten zu sehen war. Nicht von einer falschen Nostalgie verbrämt und auch nicht grau in grauer Einöde mit ausschließlich blassen und desillusionierten Gesichtern. Stattdessen schaut der Film ganz genau auf das Zusammenleben der Menschen, wie die Räume durch die Stasi und den allgegenwärtigen Argwohn eng gemacht werden und wie dennoch in einem vorsichtigen gegenseitigen Abtasten Vertrauen und Zuneigung entstehen. Denn letztendlich ist "Barbara" bei aller Dramatik ein wunderschöner, weil völlig unprätentiöser Film über die Liebe in Zeiten von Honecker.

Textfassung: Ruth Halle

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Barbara