Neues Stück von Peter Handke

Die schönen Tage von Aranjuez

Am Montag, 12. März 2012, ist der neue Theatertext von Peter Handke im Suhrkamp- Verlag erschienen, der bei den kommenden Wiener Festwochen von Luc Bondy am Burgtheater uraufgeführt werden soll. Er heißt "Die schönen Tage von Aranjuez" frei nach den berühmten Eingangssätzen von Schillers "Don Carlos".

Kultur aktuell, 13.03.2012

"Einen Sommerdialog" nennt Peter Handke sein neues Stück im Untertitel. Ein Mann und eine Frau an einem Tisch im Freien, "unsichtbare, nur hörbare Bäume" in einem sachten Sommerwind. Ein Apfel rollt manchmal zwischen ihnen hin und her und sie sprechen über die Liebe, über das Mann-Sein und das Frau-Sein.

"Gestalten außerhalb gleichwelcher Aktualität und gleichwelchen historischen und sozialen Rahmens", heißt es lakonisch in der ersten Szenenanweisung. Und damit unterscheidet sich "Die schönen Tage von Aranjuez" fundamental von Peter Handkes letztem Stück "Immer noch Sturm". Dieses bei den vergangenen Salzburger Festspielen uraufgeführte und dann ans Wiener Burgtheater übernommene Drama befasste sich ja mit der kärntnerisch-slowenischen Geschichte, und erhielt im Herbst den Nestroy-Preis, bei dem Peter Handke sagte, es sei wichtig, dass ein Stück "ausgezeichnet" wird.

Schillier zitiert

Und ein Stück ist auch das neue Zweipersonendrama, das noch dazu ein klassisches Theaterstück par excellence zitiert, nämlich Schillers dramatisches Gedicht "Don Carlos", und zwar die berühmten Eingangsworte, die der Mönch Domingo zum Infant von Spanien sagt: "Die schönen Tage von Aranjuez sind nun zu Ende".

Ein Hauch von Weisheit und Vergänglichkeit, von Melancholie und Rätselhaftigkeit liegt über der Szene, aber auch konkrete Erinnerungen an die erste Liebe, die erste körperliche Vereinigung. Anklange an griechische Tragödien, etwa an die Gestalt der Semele finden sich ebenso wie Verweise auf die Bibel, auf Adam und Eva, sowie auf die Literaturgeschichte von Tennessee Williams bis Horvath. Die werden dem Uraufführungsregisseur und langjährigen Freund Handkes, Festwochenchef Luc Bondy, wohl auch gefallen haben, denn Handke sagte ihm, das Stück hätte ein bisschen auch mit ihm, Bondy, zu tun.

Allegorisches Stück

Aranjuez, die spanische Königsresidenz rund 50 Kilometer von Madrid entfernt, wird im Stück angesprochen. Das Haus der Landarbeiter sucht der Mann dort, das selbst ein zweites Schloss ist, wie der Mann enttäuscht bemerkt, um dann im Gestrüpp außerhalb des Parks verwilderte Früchte und Gemüse zu finden, die einst in den Küchengärten der Könige wuchsen. Wenn er davon erzählt, springt der Mann vom Sessel und bewegt sich in Hexenkreisen und die Frau sagt zu ihm: "He eine Aktion! War's denn nicht gedacht: Keine Handlung - nichts als Dialog?" Ein allegorisches, ein poetisches Stück, diese "Schönen Tage von Aranjuez".

Uraufführung ist am 15. Mai im Wiener Akademietheater, Dörte Lyssewski und Jens Harzer werden spielen.

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Suhrkamp - Die schönen Tage von Aranjuez