Unterhaltsames Kino aus dem Libanon

Wer weiß wohin

Mit ihrem Film "Caramel", der Geschichte von fünf Frauen rund um einen Schönheitssalon in Beirut, sorgte die libanesische Regisseurin Nadine Labaki 2007 für einen internationalen Überraschungserfolg. Nun ist Labakis neuer Film "Wer weiß wohin" in den heimischen Kinos zu sehen.

Darin erzählt Labaki die Geschichte eines Dorfes, in dem Christen und Moslems mal mehr, mal weniger friedlich zusammenleben.

Kultur aktuell, 23.03.2012

Ein kleines Kaff mitten in der Wüste. Die Moschee nur einen Steinwurf von der christlichen Kirche entfernt. Nachrichten von der Welt draußen erreichen die Dorfgemeinschaft nur, wenn jemand Zeitungen aus der Stadt bringt oder das einzige Fernsehgerät des Dorfes gerade einmal nicht streikt.

Und obwohl die Dorfgemeinschaft von den religiösen und politischen Konflikten außerhalb wenn nur durch Zufall erfährt, für die prügelfreudigen Männer sind sie immer wieder Anlass für gewaltsame Auseinandersetzungen.

"Absurde" Auseinandersetzungen

Im Libanon, so Regisseurin Nadine Labaki, sei die politische Stimmung immer am Rande der Explosion. Jede Kleinigkeit sei hier Anlass, um zu den Waffen zu greifen. Der Libanonkrieg 2006, anhaltende religiöse und ethnische Konflikte - immer wieder komme es zu Auseinandersetzungen, die für sie absurd seien, so Labaki. Eine Absurdität, die sie letztlich veranlasst habe, einen Film darüber zu machen. Und weil sie während des Schreibens am Drehbuch erfahren habe, dass sie schwanger ist, habe sie ihn aus der Perspektive einer Mutter geschrieben, die in Sorge um ihren Sohn ist, so Labaki.

Die Frauen des Dorfes sind es irgendwann leid, Söhne und Ehemänner begraben und beweinen zu müssen. Sie holen erst eine Tänzerinnengruppe zur Ablenkung ins Dorf, und wenn das nicht mehr ausreicht, stellen sie die stolze Männerschaft mit speziellen Keksen ruhig.

Spiegelbild für viele Konflikte

Dabei ist im Film vom Libanon nie die Rede. Das kleine Dorf bleibt unverortet und es lässt sich nur vermuten, dass "Wer weiß wohin" im Heimatland der Regisseurin spielt. Es sei ihr darum gegangen, so Labaki, den Konflikt nicht nur auf einen zwischen Moslems und Christen zu reduzieren, sondern er sei Spiegelbild für viele Konflikte, die letztlich oft in der Angst vor dem Fremden wurzeln.

Dabei verwebt Labaki die Handlung immer wieder mit kleinen Musical-artigen Einlagen, die den Konflikt auf eine surreal poetische Art und Weise aufbrechen. "Wer weiß wohin" wird so zum bezaubernden Märchen mit liebevoll gezeichneten Figuren. Unterhaltsam und immer wieder überraschend.

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