Nachdenkliches zur Krise in Europa

Jens Berger in Wien

"Wie ökonomische Irrlehren die Krise in Europa vertiefen" ist der Titel eines Vortrags, den der deutsche Journalist und Blogger Jens Berger am Dienstag, 17. April 2012, im Wiener Kreisky Forum gehalten hat. Seine Thesen mögen auf den ersten Blick gewagt, ja provokant erscheinen, fordert er doch ein Ende der Sparpolitik in der jetzigen Form.

Kulturjournal, 18.04.2012

Christian Fillitz im Gespräch mit Jens Berger

Jens Berger ist ein Blogger der ersten Stunde. Heute gibt er den Blog "Spiegelfechter" heraus, der täglich 5.000 Besucher hat, hauptberuflich ist er Chefredakteur des Blogs "Nachdenkseiten" mit 125.000 Besuchern täglich. Jens Berger äußert sich regelmäßig zu sozial-, wirtschafts- und finanzpolitischen Themen.

Im Februar ist sein Buch "Stresstest Deutschland: Wie gut sind wir wirklich?" herausgekommen. Darin untersucht er die Kehrseite des Mythos' des Exportchampions Deutschland, wo trotz brillanter Wirtschaftsdaten viele Menschen Mühe haben, finanziell über die Runden zu kommen. In diesem Kontext kritisiert Jens Berger den rigorosen Sparkurs, der zum allumfassenden Credo geworden ist. Ein Umdenken sei nötig.

Auch ein anderes Tabu des Neoliberalismus greift Jens Berger an, nämlich niedrige Löhne, die oft mit der Drohung der Auslagerung von Unternehmen in Billiglohnländer durchgesetzt werden. Er fordert im Gegenteil höhere Löhne. Im Mutterland des Kapitalismus, den USA, hat mit Präsident Obama schon ein Umdenken eingesetzt: Dort wird der europäische Weg des strengen Sparkurses zur Krisenbewältigung kritisiert, das sehen übrigens Experten wie der Finanzguru Georges Soros ebenso. Die europäische Wirtschaftspolitik wird da von der Achse Paris-Berlin bestimmt, doch da könnte bald Bewegung kommen, meint Berger.

Jens Bergers Buch "Stresstest Deutschland. Wie gut sind wir wirklich?" ist im deutschen Westend Verlag erschienen.

Textfassung: Ruth Halle

Kultur aktuell, 18.04.2012