Die Frau hinter dem Mythos

Ikone Marilyn Monroe

Die blonden Locken. Die roten Lippen. Die volle Oberweite. Marilyn Monroe ist eine Ikone der Unterhaltungskultur, ein ewiges Symbol für die Verführungskraft und Sinnlichkeit der Traumfabrik.

Das Abbild der Monroe ist mittlerweile längst losgelöst von den künstlerischen Arbeiten der Amerikanerin. Vor allem jüngere Generationen kennen sie eher von Bildern auf Kaffeetassen und T-Shirts als von ihren Filmrollen.

Die Geschichte der Marilyn Monroe, ihr Leben zwischen Medikamentenmissbrauch und gescheiterten Ambitionen, wiegt schwerer als alle ihre Hollywood-Auftritte zusammengenommen. Hier war eine, die ganz oben war und ganz tief gestürzt ist. Das archetypische Sex-Symbol als Hauptfigur im archetypischen Moralroman des 20. Jahrhunderts.

Der Mythos der Marilyn Monroe befruchtet das Kino weit über ihren Tod hinaus. Diese Woche läuft mit "My Week with Marilyn" ein Film in den österreichischen Kinos an, der die Monroe in einer entscheidenden Phase ihres kurzen Lebens zeigt: als Hauptdarstellerin in Sir Laurence Oliviers "Der Prinz und die Tänzerin".

So kennt man Marilyn Monroe: eine verführerische Blondine, ummantelt mit einer fast kindlichen Unschuld. Die roten Lippen leuchten im Scheinwerferlicht, die weiblichen Formen werfen Schatten. Sir Laurence Olivier will diese ikonische Erscheinung in seiner historischen Romanze "Der Prinz und die Tänzerin" sehen.

Mitte der 1950er Jahre beginnen die Dreharbeiten in Großbritannien: Marilyn Monroe erhofft sich durch die Zusammenarbeit mit Olivier vor allem Anerkennung. Sie hat genug davon, ihrem Image als Sexsymbol gerecht zu werden. Sie will den Sprung ins anspruchsvolle Rollenfach schaffen.

Eun ungewolltes Kind

Hinter die Fassade von Marilyn Monroe zu blicken, ist gar nicht so einfach. Zu perfekt ist dieser Mythos ausgeformt, als dass man ihn demontieren wollen würde. Selbst flüchtige Blicke in die familiäre Vergangenheit der als Norma Jean Robertson geborenen Frau zeichnen ein trauriges Bild: Im Juni 1926 kommt sie als ungewolltes Kind aus einer Affäre zwischen der Filmcutterin Gladys Mortenson und, so vermutet man, deren Vorgesetztem zur Welt. Platz ist allerdings keiner da für sie.

Schon als Kleinkind wird sie bei Nachbarn untergebracht. Es ist die erste Station einer Kindheit und Jugend, die Norma Jeane fast ausschließlich bei Pflegefamilien verbringt. Unter dem Eindruck von streng religiösen Doktrinen, sexueller Gewalt, dem Selbstmord ihres Großvaters und der psychischen Labilität ihrer Mutter werden die Grundsteine für das zerrissene Leben der jungen Frau gelegt. Im Alter von 16 Jahren wird sie aus finanzieller Not heraus gegen ihren Willen verheiratet, muss ihre Schulausbildung abbrechen und beginnt in einer Rüstungsfabrik zu arbeiten.

In einem Moment, in dem alles nach gescheiterter Existenz aussieht, schlägt die Traumfabrik zu: Mitte der 1940er Jahre wird Norma Jeane als Fotomodell entdeckt. Es beginnt ein kometenhafter Aufstieg: Die 20th Century Fox nimmt die brünette Schönheit als Nachwuchsschauspielerin unter Vertrag, zahllose Titelseiten bekannter Magazine schreiben die junge Frau, die sich jetzt Marilyn Monroe nennt, schnell als Star fest. Sie ist das junge Mädchen von nebenan und gleichzeitig verführerisch unschuldig.

Nach zahlreichen Nebenrollen in großen Filmen wie "Asphalt-Dschungel" und "Alles über Eva" unterschreibt sie 1950 bei der Fox einen Sieben-Jahres-Vertrag. Bald beginnen andere Studios um sie zu werben: Alle wollen mit Marilyn Monroe arbeiten, sie in leichten Komödien als attraktive, naive Blondine besetzen. Die Schauspielerin selbst ist allerdings unzufrieden mit den Rollen, die man ihr anbietet. Immer wieder versucht sie, aus ihrem Image auszubrechen. Norma Jeane sagt der von ihr geschaffenen, außer Kontrolle geratenen Kunstfigur Marilyn Monroe den Kampf an.

Vom Image zu Fall gebracht

1955 gründet Monroe als eine der ersten Frauen in Hollywood eine eigene Produktionsfirma. Sir Laurence Oliviers "Der Prinz und die Tänzerin" stellt sie zum Teil selbst auf die Beine; es ist ein Projekt, mit dem sie versucht, ins ernsthaftere Fach zu wechseln. In "My Week with Marilyn" begegnet man einer tief verunsicherten, von der Restwelt abgeschirmten Marilyn Monroe: Das Fremdbild der Sexbombe hat sie erschlagen, verzweifelt ringt sie um eine eigene Stimme. Sie findet sie sogar. Hören will sie allerdings kaum jemand.

Aufgerieben zwischen ihrer künstlerischen Ambition und dem weltweiten Erfolg mit ihrer Persona wird Marilyn Monroe psychisch immer labiler. 1962, kurz nachdem sie für John F. Kennedy das "Happy Birthday, Mr. President" gehaucht hat, stirbt sie. Ein Selbstmord gilt als wahrscheinlich.

Bis heute halten sich Verschwörungstheorien, Marilyn Monroes Tod sei Mord gewesen. Es ist nur ein Zweig einer sehr erfolgreichen Industrie, die sich am Vermächtnis der Ikone weidet. In den Jahrzehnten nach ihrem Tod erscheinen Dutzende Biografien, Dokumentar- und Spielfilme, die das verunsicherte Mädchen mit der schwierigen Kindheit durchmessen. Geblieben ist aber vor allem eine Oberfläche, ein Marketing-Bild, letztendlich genau das Image, das Marilyn Monroe zu Fall gebracht hat.